UniT-Container
Bildinformationen
Szene/Umfeld
UniT-Container
Zeitraum
2001-2002
Ort
Graz
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Als nach den ÖH-Wahlen im Jahr 2001 eine Links-Koalition die Studierendenvertretung an der Grazer Karl-Franzens-Universität übernahm, wurde Robert Tendl neuer Kulturreferent. Die damals liberale Stimmung an der ÖH nutzte er gemeinsam mit seinen Freunden Christina Jahn und Bernhard Bauer dazu, um in einem vom Verein uniT bespielten und verwalteten Container vor dem Uni-Hauptgebäude regelmäßig Konzerte zu organisieren. Die Initiative dazu ging eigentlich vom britischen Straßenmusiker Graham Robinson aus, der zu dieser Zeit in Graz Station machte und sich mit der Bitte an die ÖH wandte, ihm bei der Organisation eines mehrtägigen Musikfestivals mit dem Namen „Graz Get Alive“ behilflich zu sein. Mangels Budget und Infrastruktur wurde beschlossen, stattdessen eine regelmäßig stattfindende Konzertreihe zu starten. Aus Rücksicht auf die Labormäuse konnte die zunächst angedachte Location Uni-Innenhof allerdings nicht bespielt werden. Über Umwege gelang es aber schließlich, mit uniT und dessen Geschäftsführerin Edith Draxl eine gute und (vermeintlich) günstige Abmachung über eine Mitbenutzung des eigens für uniT aufgestellten Containers vor dem Hauptuni-Gebäude auszuhandeln. Die Konzerte fanden ab dem 21.12.2001 wöchentlich oder 14-tägig bei sehr geringen, eher symbolischen Eintrittspreisen statt. Kuratiert wurden sie zumeist von Graham Robinson. Vieles war improvisiert, die oft handgemachten Flyer wurden im ÖH-Büro am Schwarz-Weiß-Kopierer vervielfältigt, die Getränke mussten des Öfteren mitten in der Nacht per Einkaufswagen von der nächsten Tankstelle geholt werden. Im Container gab es weder eine Toilette noch fließendes Wasser, geputzt haben die Veranstalter*innen selbst, oft spätnachts direkt nach den Konzerten. Finanziell war dieses Unterfangen eine Gratwanderung, vor allem weil man sich das von der ÖH zur Verfügung gestellte Budget für das nach wie vor geplante Festival aufbehielt und so versuchte, mit den Einnahmen aus der Bar die Musiker*innengagen zu finanzieren. Ebenso wurde den Veranstalter*innen bei einer Routinekontrolle durch die Polizei mitgeteilt, dass der Container sich baupolizeilich in einer Grauzone befindet. Dennoch: Der Spaß an der Sache und die Motivation, für Bands und Publikum etwas zu ermöglichen, ließ die junge und laut eigenen Aussagen damals teilweise auch recht naive Truppe engagiert weiterarbeiten. Knackpunkt war schließlich das im Juni 2002 tatsächlich stattfindende zweitägige „Graz Get Alive“-Festival. Robinson hatte 22 Bands gebucht, die interne Kommunikation über die vereinbarten Musiker*innengagen hatte nicht richtig funktioniert und das Publikum blieb aus Gründen, über die nur gemutmaßt werden kann, und trotz einer Kooperation mit „Der langen Nacht der Musik“ nahezu komplett aus. Als dann später auch noch klar wurde, dass der Haustechniker, der von uniT angestellt war und bei allen Veranstaltungen dabei sein musste, nicht von uniT, sondern von den Veranstaltern zu bezahlen war, war das Ende der Konzertreihe besiegelt. Fast das gesamte Budget für das Folgejahr wurde verwendet, um die mittlerweile angehäuften Schulden abzugelten. Trotz des relativ kurzen Bestehens der Konzertreihe spielte im uniT-Container eine beträchtliche Anzahl von Bands. Niederschwelligkeit und musikalische Vielfalt waren Programm. Punk und Hardcore hatten ebenso ihren Platz wie Reggae, Folk und Blues. Es gab elektronische Acts und Experimentelles, aber auch den einen oder anderen ersten Auftritt von Grazer Schüler*innenbands. Der Container selbst blieb noch einige Zeit nach dem Ende der Konzertreihe als Heimstätte des Vereins uniT bestehen, wurde aber schließlich ca. Mitte der 2000er-Jahre abgetragen.
Bernhard Bauer und Robert Tendl im Gespräch mit dem Rockarchiv Steiermark. Graz, Café Weitzer, 25.09.2017
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