Der überraschend ausbrechende und viereinhalb Jahre dauernde Erste Weltkrieg führte zu einer Daueranspannung: Versorgungsprobleme und Ressourcenverlust in den Dörfern stehen der Sinnesüberflutung der Front, dem Trommelfeuer der Behörden und Fremdheitserfahrungen im Kontext von Kriegsgefangenschaft gegenüber. Die Folgen sind vielfach Verzweiflung und Abstumpfung, die Erosion von Moral und Glauben. Mit dem Ende des Krieges endet ein Zeitalter, eine Rückkehr zur gekannten Ordnung gibt es nicht. Die neuen Verhältnisse stellten die Landleute – damals noch die Mehrheit der Bevölkerung – abermals vor eine Fülle von Sorgen und Fragen.
Mit dem Schwerpunkt auf der Steiermark und mithilfe von Fotografien und Filmaufnahmen, Briefen, Tagebüchern und Chroniken erzählt die von Harald Heppner kuratierte Ausstellung In einer zerrissenen Zeit. Das Dorf vor 100 Jahren von den Empfindungen der Menschen in den Jahren rund um die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts und macht verständlich, wie es Leuten geht, die schwere Zeiten vor sich haben, ohne diese vorherzusehen und sich darauf einstellen zu können. Unter dem Titel „Zwielicht des Fortschritts“ werden in einem ersten Raum die technischen und naturwissenschaftlichen Errungenschaften an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und deren Einfluss auf den Alltag thematisiert. Raum 2 – „Die Wucht des Kriegsgeschehens“ – beleuchtet die Jahre des Ersten Weltkrieges mit der Allgegenwart des Todes und dem Hoffen auf ein baldiges Kriegsende. Im Zeichen der Ungewissheit steht schließlich der dritte Raum „Banges Warten auf die Zukunft“ nach Ende des Ersten Weltkrieges.