Das BRUSEUM präsentiert mit den Zeichnungen von Hermann Nitsch einen Werkaspekt, der angesichts der Opulenz seiner Aktionen und der Dimension seiner Schüttbilder oft nicht die notwendige Beachtung fand. Noch bevor Nitsch 1957 an den Ideen zu seinem Orgien Mysterien Theater zu arbeiten beginnt, setzt er sich bereits zeichnerisch mit den Themen Leid, Kreuzigung, Tod und Auferstehung auseinander. Zu seinen frühesten Arbeiten zählen seine Zeichnungen zu Rembrandts Kreuzigung. Seit Ende der 1950er-Jahre arbeitet er am Entwurf eines gigantischen mehrtägigen Dramas. Grundanliegen des breit angelegten Gedankengebäudes seines Orgien Mysterien Theaters ist eine Intensivierung der Lebenserfahrung und eine dadurch gesteigerte Daseinsfreude als Mystik des Seins, bei der die Kunst Funktionen der Religionen übernimmt. Das gesamte Werk von Nitsch versteht sich als ein Hinabsteigen in die Tiefen und so ist es nicht verwunderlich, dass seine Zeichnungen ab den 1960er-Jahren fantastische, unterirdische Architekturanlagen darstellen, architektonische Gebilde, die gegenständlich ganze Körper nachbilden bzw. darauf Bezug nehmen und die sowohl sein allumfassendes Denken wie auch seine präzische zeichnerische Handschrift kenntlich machen. Nitsch verschmilzt das „Naturereignis Mensch“ zeichnerisch mit wuchernden Architekturen und adaptiert dabei nicht selten christliche Ikonografien.