Aufbauend auf einer Retrospektive aller Hauptplakate des steirischen herbsts im Foyer, wird in knapp 80 Werken einer Wechselwirkung zwischen Kunst und Grafikdesign nachgespürt, in der der aktuelle Begriff Fake eine zentrale Rolle spielt. Fünf Themenfelder decken im SpaceO2 Strategien der Täuschung, der Optimierung, der Manipulation und der Appropriation auf, die sich in einer rasant entwickelnden Technologie gegenseitig befruchten.
Über die Kapitel “Seeing is believing” – “Be Beautiful!” – “Follow Me!” – “Yes, We Can.” – “Alarm!” spannt sich ein Netz des Spektakulären. In hemmungsloser Appropriation bedienen sich die Bild- und Zeichenschaffenden aneinander. Hier wird gespiegelt und verführt. Von der Bildoptimierung geht es zur Selbstvermarktung und zur Selbstermächtigung und schließlich zu einem Zustand des Stillstands im flirrenden Medien-Alarm.
„Die Realität funktioniert wie Reality-TV, und jeden Tag kommt eine neue Folge.“ (Hito Steyerl)
Die visuelle Kultur ist in einer rasanten Beschleunigung der Appropriation und der ständigen Kürzung gefangen. Mit allen Mitteln wird um Aufmerksamkeit gebuhlt. Im Lesen von Bildern bedarf es der Kunst der Achtsamkeit und des Misstrauens gegenüber Zuschreibungen und Wahrheiten, um nicht dem Augensex (Gerwald Rockenschaub, 1984), also der bloßen Verführung zu erliegen.
Momente einer gemeinsamen Übereinkunft gibt es möglicherweise – wie in Isabella Kohlhubers Space for Agreement (2016) – da, wo das Erkennen der Codes allen gleich schwerfällt und man daher ins Spekulieren, Verbinden und gemeinsame Verhandeln kommt.