UNBOUND

20.11.2024

Bildinformationen

Datum

20.11.2024

Uhrzeit

20:00

Ort

Neue Galerie Graz, BRUSEUM

Kosten

freie Spende

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Über die
Veranstaltung

In Zeiten äußerer Unruhen, seien sie bedingt durch politische Umstände, existenzielle Sorgen oder persönliche Anliegen, ist es nicht immer leicht, sich selbst treu zu bleiben und inneren Frieden zu bewahren. Die Welt und deren Anschauung wird nun neu definiert. Mit dem Anblick der Umgebung um uns herum, in der die Kathedralen unserer Träume einstürzen und Mauern errichtet werden, um Menschen voneinander zu isolieren, verändert sich auch unsere Eigendefinition. Es ist nur naheliegend, dass die menschliche Stimme, das ausdrucksstärkste natürliche Instrument, eine entscheidende Rolle bei der Suche nach der eigenen Identität spielt.

 

Wo beginnt die menschliche Stimme und wo endet sie? Das sind auch die zentralen Fragen dieses zeitgenössischen Projekts. Ist es noch die eigene Stimme, wenn sie elektronisch verändert wird? Welche Rolle spielt die Sprache bei der Entwicklung der Stimme und bei der Definition eines Individuums? Sind die Silben, die wir verstehen, wichtiger als jene, die wir nicht verstehen?

 

Die Musik der in Graz lebenden amerikanischen Komponistin Alyssa Aska und des amerikanischen Elektronik-Ausnahmepioniers Alvin Lucier, die ausschließlich auf Phoneme ohne semantische Inhalte basiert, führt die Zuhörer*innen durch Reflexionen und verschiedene Phasen der natürlichen und elektronisch transformierten menschlichen Stimme der Sängerin Helena Sorokina. Die Werke der österreichischen Komponistin Tanja Brüggemann und des heuer verstorbenen Schweizers Thomas Kessler sprechen das Publikum direkt an. So ertönt in A World at Rest die Stimme der Schriftstellerin Vicki Kelleher aus dem Megafon und klingt wie ein Warnsignal, obwohl es sich nur um die unaufgeregte Beschreibung einer Nachtlandschaft handelt. Die Komponistin Tanja Brüggemann hat in die Singstimme der Sängerin ein wortloses Klagelied gelegt. Thomas Kessler thematisiert mit Worten des Georg-Büchner-Preisträgers Lukas Bärfuss den Kampf, der in den Morgenstunden zwischen Traum und Realität ausgetragen wird. Dieser Vergleich sollte den Zuhörenden Mut geben, um aufzustehen und die eigene Stimme zu erheben.

 

Zwischen den komponierten Werken präsentieren Helena Sorokina (Gesang) und Matthias Leboucher (Elektronik) Improvisationen, die die ständige Suche nach neuen Klangmöglichkeiten zwischen Stimme und Elektronik widerspiegeln.

 

Programm:

 

Alyssa Aska (* 1985) – unbound (2023; für Helena Sorokina) für Altstimme und Elektronik

 

Thomas Kessler (1937–2024) – Auf, auf! – Alt-Solokadenz (für Helena Sorokina) aus dem Oratorium (2021, Lukas Bärfuss)

 

Tanja Brüggemann (* 1970) – A World at Rest (2021, Vicki Kelleher; für Helena Sorokina) für Altstimme und Megafon

 

Alvin Lucier (1931–2021) – Double Rainbow (2016) für Altstimme und Elektronik