Zur Vorstellung des Terrors

Die RAF-Ausstellung

26.06. - 28.08.2005

Bildinformationen

Laufzeit

26.06. - 28.08.2005

Eröffnung

26.06.2005, 11 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Klaus Biesenbach, Ellen Blumenstein, Felix Ensslin

Co-Kuratiert von

Peter Weibel

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Über die
Ausstellung

Eine Ausstellung des KW Institute for Contemporary Art, Berlin


Zusatzinformationen

Kuratorische Assistenz: Katharina Fichtner

Die Neue Galerie Graz zeigt, nach Berlin, als einziger Veranstaltungsort Europas, die von KW Institute for Contemporary Art, Berlin konzipierte Ausstellung "Zur Vorstellung des Terrors: Die RAF-Ausstellung".
Das KW Institute for Contemporary Art in Berlin hatte vor zwei Jahren begonnen, eine Ausstellung zu erarbeiten, deren Ziel es ist, die Reflexionen zur Roten Armee Fraktion (RAF) in den Medien einerseits und den künstlerischen Positionen, die sich direkt oder indirekt mit der Geschichte der RAF auseinandersetzen andererseits, zu recherchieren und erstmalig gemeinsam zu präsentieren. Die Ausstellung zeigt als Übersicht ausschließlich zugängliche Materialien. Werke aus Galerien, Museen, öffentlichen und privaten Sammlungen werden ebenso ausgestellt und dokumentiert wie die Berichterstattungen in den verschiedenen Presseorganen und literarische oder filmische Bearbeitungen des Themas. Nach einer kontroversen öffentlichen Debatte wurde das Projekt um ein Jahr verschoben, um die Finanzierung u.a. durch eine Auktion zu gewährleisten, bei der Arbeiten von Künstlern, die nicht an der Ausstellung teilnehmen, öffentlich versteigert wurden. Durch diese Unterstützung war es den KW möglich, die Ausstellung von 29. Januar - 16. Mai 2005 in Berlin zu zeigen.
Die Diskussionen im Sommer 2003, wie auch schon frühere Debatten, etwa anlässlich der Premiere des Films "Die bleierne Zeit" von Margarethe von Trotta 1981 oder während der ersten Ausstellung des Zyklus "18. Oktober 1977" von Gerhard Richter 1989 im Museum Haus Esters in Krefeld und im Portikus in Frankfurt am Main, haben immer wieder gezeigt, dass die Geschichte der RAF für die Öffentlichkeit der Bundesrepublik ein Thema von besonderer Bedeutung ist. Dies spiegelt sich auch in der Vielzahl und Vielfalt der künstlerischen Arbeiten wider, die dieses Kapitel der Geschichte aufgreifen. In der Regel wurde die Geschichte der RAF allerdings über Massenmedien erfahren.

Das kuratorische Prinzip und künstlerisch dokumentarische Konzept der Ausstellung trägt der Tatsache der in und durch Medien geformten Wahrnehmung der RAF in doppelter Weise Rechnung. Einerseits, indem sie diese mediale Präsenz zitiert und anhand von 29 Daten, die mit der Geschichte des Terrorismus der RAF in den 70er Jahren verbunden sind, beispielhaft Quellen dieser medialen Präsenz präsentiert. Hier ist zu sehen, was schon zu sehen war, und was in diesem "Gesehen Werden" die "Vorstellung des Terrors und die Vorstellung der RAF" für die bundesrepublikanische Gesellschaft ganz entscheidend geprägt hat. Die Zeit wird durch Quellen wie Titelseiten sowie wichtige, ausgesuchte Beiträge aus den Printmedien wie Bildzeitung, Spiegel, Stern, Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung und durch Ausschnitte aus der Fernsehberichterstattung von ARD, ZDF und Aktueller Kamera dokumentiert.
Andererseits und gleichzeitig wird für den Betrachter deutlich, dass die künstlerische Auseinandersetzung diese Wahrnehmung der medial erzeugten Realität vielschichtig ausdifferenziert sowie direkter und anders erfahrbar macht. Besonders eindrucksvoll und exemplarisch ist dies in einer Arbeit wie dem "Atlas" von Gerhard Richter zu sehen. Die Tafeln 470-479, die sich mit dem Sujet RAF beschäftigen, sind keine "Vorarbeiten" zum berühmten Zyklus "18. Oktober 1977", sondern ein eigenständiges Werk, in dem die Spannung zwischen medialer Realität und künstlerischer Wahrnehmung, im objektiven wie subjektiven Sinne, in Erscheinung tritt. In diesem Sinne soll die Ausstellung zeigen, dass es gerade die künstlerischen Arbeiten sind, die über ihr ganz eigenes Verhältnis zu Geschichte und Gegenwart entscheidende Beiträge dazu leisten, dass das abstrakte "Realitätszeichen RAF", wie Klaus Theweleit es bezeichnet, aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird.
Ziel ist es, diesen Öffentlichkeiten mit der Ausstellung das, was war, möglichst vielfältig zur Anschauung zu bringen und durch die Auswahl der Quellen und künstlerischen Arbeiten die durch die Medien strukturierte Wahrnehmungsmöglichkeit zu dokumentieren.

Die Sozialwissenschaften haben wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass zwischen Gesellschaft und Kultur der Moderne auf der einen Seite, sowie der Ausbildung einer spezifischen Form der "bürgerlichen Kälte" (Adorno) auf der anderen, ein Zusammenhang besteht. Gerade die politische Moderne hat viele Instrumente zur Gewaltvermeidung und -domestizierung bereitgestellt; gleichzeitig ist in ihr eine signifikante Häufung von institutioneller und kollektiver Gewalt zu beobachten. In der retrospektiven Debatte über die deutsche Studentenrevolte steht die These von ihren totalitären Tendenzen der entgegengesetzten Interpretation gegenüber, wonach die Studentenbewegung ein Katalysator für den Anschluss der (west-)deutschen Gesellschaft an die politische Moderne des Westens war und damit den Bruch mit der NS-Vergangenheit vorangetrieben hat.
War die RAF ein Bruch mit einer im Kern libertären, antiautoritären Bewegung oder die Fortsetzung ihrer ambivalenten Dynamik mit terroristischen Mitteln? Bis heute ist die Geschichte der RAF für die Öffentlichkeit, nicht nur von Deutschland, von besonderer Bedeutung. Dies spiegelt sich auch in der Vielzahl und Vielfalt der künstlerischen Arbeiten wider, die dieses Kapitel der Geschichte aufgreifen.
Diese Ausstellung führt - neben einem reichen dokumentarischen Quellenmaterial- künstlerische Positionen wichtiger internationaler Künstler zusammen, die von 1970 bis heute über die RAF und ihre Geschichte gearbeitet haben.

KünstlerInnen
Vorträge
Filmprogramm
Sonderführung
Finissage

Einblicke

Sigmar Polke, "Ohne Titel (Dr. Bonn)", 1978 Leihgeber Sammlung Groninger Museum, Groningen

Bildinformationen

Franz Ackermann, "Helicopter Nr. 21 (Flucht- und Befreiungsfahrzeug)", 2003 Installationsansicht im Atelier des Künstlers, Leihgeber Franz Ackermann Courtesy neugerriemschneider, Berlin

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Joseph Beuys "Dürer, ich führe persönlich Baader + Meinhof durch die Dokumenta V", 1972 Leihgeber Sammlung Speck, Köln

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Martin Kippenberger, "Ohne Titel", 1986 Leihgeber: Sammlung Speck, Köln Courtesy Nachlass Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln

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Peter Weibel "ich stamme aus mannheim, mein heim ist stammheim" (Entwurf für Marmorliteratur), 1975 Bleistift auf Papier, 22 x 30 cm Courtesy Peter Weibel

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