Die Neue Galerie Graz zeigt als Kooperation mit dem Naturkundemuseum in dessen zoologischer Dauerausstellung eine Intervention von Walter Köstenbauer. Unter dem Titel Viechereien hat der steirische Künstler in den letzten Jahren historische Wandtafeln und Lithografien aus Lehrbüchern des 19. Jahrhunderts überarbeitet. Er hat die Lehrmittel zur Vermittlung naturwissenschaftlicher Kenntnisse mit Zitaten aus der Kunstgeschichte und assoziativ gewählten Fotos aus den Medien collagiert. Teils ironisch, teils humorvoll verweist er darauf, dass die teilweise bis zum heutigen Tag verwendeten naturkundlichen Abbildungen ihre Wurzeln in den Kunstdarstellungen der Renaissance und des Barock haben.
Der Vorbildcharakter von Dürers Naturstudien wie dem „Großen Rasenstück“ oder dem „Feldhasen“ wirkt nicht nur bis in die Gegenwart, sondern hat unsere Vorstellung sowohl von Kunst als auch von Naturdarstellungen geprägt. Mit geradezu beiläufiger Leichtigkeit stellt Köstenbauer im Naturkundemuseum damit fundamentale Fragen wie jene nach der Vermittlung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, dem Verschwinden visueller Dispositive und der Gefährdung der „kritischen Zone“ (Bruno Latour), die wir alle gemeinsam bewohnen.