The Magic Hour

Die Konvergenz von Kunst und Las Vegas

23.09. - 04.11.2001

Bildinformationen

Laufzeit

23.09. - 04.11.2001

Eröffnung

22.09.2001, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Alex Farquharson, London

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Über die
Ausstellung

Künstlerhaus, Graz. Wird Las Vegas, die Kapitale der westlichen Unterhaltungsindustrie, auch zur Hauptstadt der Kunst?


Zusatzinformationen

Ort: Künstlerhaus, Graz

In Kooperation mit dem steirischen Herbst 2001

Performance zur Eröffnung: Sermon von Rev. Ethan Acres, Las Vegas

Vortrag von Norman Klein (Prof. am California Institute of Arts), 04.11.2001, 19 Uhr, Künstlerhaus, Graz 

Wird Las Vegas, die Kapitale der westlichen Unterhaltungsindustrie, auch zur Hauptstadt der Kunst? Im historischen Moment, wo die Kunst die visionäre Kraft verliert, die sie immer beansprucht, weil die Kunst insgesamt sich den Formen der Unterhaltungsindustrie (vom Lifestyle bis zur Gameshow) annähert und in diesem Bestreben dieser sogar nachhinkt, wird Las Vegas in einer paradoxen Wendung auch zur Kapitale einer künftigen Kulturindustrie. Als neueste radikale Phase der Entwicklung ist die Errichtung der Museen "Guggenheim Las Vegas und Hermitage Guggenheim" von Rem Koolhaas zu betrachten: die Inklusion von Kunst in den Entertainmentkomplex, was bedeutet, dass die Kunst offensichtlich für die Unterhaltungsindustrie anschlussfähig geworden ist. 

"The Magic Hour" ist eine Ausstellung, die die Unterhaltungsmetropole Las Vegas im amerikanischen Bundesstaat Nevada als Phänomen zwischen Realität und Fiktion und seine Wirkung auf die Kunst zeigt. Es ist dies die erste Museumsausstellung, die sich diesem Thema annimmt und versucht, die grundlegenden Aspekte zu analysieren, die zur Einzigartigkeit dieses Ortes beitragen. Es ist nicht zufällig, dass heute eine große Anzahl von KünstlerInnen Las Vegas besucht oder dort lebt. Seit dem 1972 erschienenen Buch von Venturi/Scott Brown/Izenour "Learning from Las Vegas" hat sich vieles verändert, sowohl in der Kunstentwicklung, als auch im gesellschaftlichen Leben allgemein. 

Unterhaltung scheint zu einem Fetisch geworden zu sein, zu einer Matrix für alle Lebensformen. Diese Ausstellung versucht auch zu ergründen, was man nun von Las Vegas gelernt hat und wie sich das gesellschaftlich ausgewirkt haben könnte. Der Bereich zwischen Kunst und reiner Unterhaltung, egal auf welchem Niveau, ist so fließend, dass man ihn kaum mehr orten kann. Die Ausstellung wird somit sowohl Teil eines Casinos als auch Museums sein. Im tatsächlichen Las Vegas verhält es sich nicht anders. Venedig ist dort in den gleichen Dimensionen mit den gleichen Materialien teilweise nachgebaut und dient als Hotel. Das Resort und Casino "Bellagio" beherbergt eine Kunstsammlung mit Exponaten von El Greco bis Picasso, die beworben werden wie Frank Sinatra oder die Beach Boys. Die beiden Eckpunkte in der Diskussion sind mit Venturi, Scott Brown and Izenours Buch "Learning from Las Vegas" auf der einen Seite und Dave Hickeys und Libby Lumpkins Lehrtätigkeit an der University of Nevada in Las Vegas auf der anderen Seite gegeben.

"Learning from Las Vegas" war theoretisch eine Schnittstelle zwischen Modernismus und Postmodernismus. Als der Theoretiker und Allrounder Dave Hickey und die Kunsthistorikerin Libby Lumpkin zu Beginn der 1990er Jahre nach Las Vegas zogen, entwickelte sich eine neue Interessensebene innerhalb der Rezeption der "Vegas-Phänomenologie". Für Hickey funktioniert der "Strip" als Plattform für seine Kritik an der elitären und puristischen Wertestruktur innerhalb der Kunstwelt. Außerdem brachte Hickey führende Künstler wie David Reed, Jim Isermann, Jim Shaw oder Jeffrey Vallance nach Las Vegas und zog durch seine Lehrtätigkeit viele junge Künstler nach Las Vegas. Lippy Lumpkin ist mittlerweile in den Diensten des Casino-Visionärs Steve Wynn als Kuratorin in der museumsähnlichen Galerie des Casino Hotels "Bellagio" tätig. 

Selbstverständlich werden in "The Magic Hour" alle Sparten (bildende Kunst, Design, Architektur und Showbusiness) vertreten sein. Als Kurator für dieses Projekt steht mit dem aus London kommenden Alex Farquharson ein junger engagierter Theoretiker zur Verfügung, der sich seit langem intensiv mit der Situation beschäftigt. Auf allen gesellschaftlichen Ebenen breitet sich global ein Entertainment-Komplex aus, der auch die Kultur insgesamt erfasst. Die "Gesellschaft des Spektakels" (Guy Debord, 1967) ist Wirklichkeit geworden. Die Massen, die Politik, das Spektakel bilden eine Allianz. Sogar die Kultureinrichtungen peripherer Orte wie Graz werden von dieser mächtigen Allianz deformiert. Das Phänomen Las Vegas zeigt die Konvergenz von Entertainment-Komplex und Kultur-Industrie. Wenn im Zuge der Globalisierung die Konvergenz weltweit dominiert, kann am Beispiel Las Vegas die Zukunft der Kunst im globalen Entertainment-Komplex transparent gemacht werden. Las Vegas wirkt wie eine Lupe, die bereits mikroskopisch die künftigen Praktiken und Probleme der Kunst erahnbar macht. 

In Zeiten des globalen Amusements geht die Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum den Dingen auf den Grund und beginnt bei den Wurzeln - "The Entertainment Capital of the World" - Las Vegas, Nevada.
(Günther Holler-Schuster, Peter Weibel)

Künstler/innen:

Reverend Ethan Acres (USA), Philip Argent (USA), Julie Ault / Martin Beck, David Batchelor (GB), Tim Bavington (USA), Mark Brandvik, Jane Callister (USA), Karen Carson (USA), E. Chen (USA), Rudy Crisostomo, Marcel Duchamp (F), James Gobel, Doug Harvey, Jane Hilton (GB), Jim Iserman (USA), Rem Koolhaas, Wayne Littlejohn, Neon Museum, Liberace (USA), Silke Otto-Knapp (D/GB), Raymond Pettibon (USA), Jack Pierson (USA), David Reed, Victoria Reynolds (USA), Rolf Ricke, Jim Shaw, Bridget Smith (GB), Robert Venturi/ Denise Scott Brown/ Steven Izenour (USA), Jeffrey Vallance (USA), Andy Warhol (USA), Yek (USA)

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen großformatigen Abbildungen.

Einblicke

Venturi, Scott Brown & Associates The Circus Circus sign Photo

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Venturi, Scott Brown & Associates Caesars Palace Photo

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Reverend Ethan Acres, Out, Spot, 2001 Digitale Fotografie auf Mylar / Digital photo on mylar, 152.4 x 76.2 cm

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Reverend Ethan Acres, The Highway Chapel at the End of Time and Space, 2001 Ink jet on canvas / Inkjet auf Leinwand, 121.9 x 152.4 cm

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Charles F. Barnard, 'Vegas Vickie', animated neon sign for the Glitter Gulch Casino, Las Vegas. This rendering (1981) was by Charles F. Barnard

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David Batchelor, Electric Colour Tower 6, 2001 Steel shelving, lightboxes, fluorescent lamps, acrylic sheet, cable, plug boards / Stahlgerüst, Leuchtboxen, Neonlampen, Acryl-Leinwand, Kabel, 626 x 91 x 31 cm

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Jane Hilton, The Angel Chapel, Divine Madness Fantasy Wedding Chapel, 1998 C-type print, 29.2 x 38.1 cm, framed 60.9 x 50.8 cm

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Tim Bavington, Rise, 2001 Acrylic on canvas / Acryl auf Leinwand, 86.3 x 139.7 cm

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Rem Koolhaas/OMA, Interior view of the exhibition hall of Guggenheim Las Vegas (model) / Innenansicht der Ausstellungshalle von Guggenheim Las Vegas (Modell)

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Rem Koolhaas/OMA Model of the 'jewelbox', Hermitage-Guggenheim Las Vegas / Modell von Hermitage-Guggenheim Las Vegas

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Raymond Pettibon, At Least I Got to See Vegas, 1983 Pen and ink on paper / Kugelschreiber und Tinte auf Papier, 30.4 x 22.8 cm

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Jack Pierson, Stardust, 1995 Found sign lettering: metal, plastic, neon tubing, dimensions variable / gefundenes Neonbuchstaben: Metall, Plastik, Neonröhren, Dimesionen variabel Collection of Enron Corporation, Texas; Courtesy: Texas Gallery, Houston

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David Reed, (#356) #15, 1996 Oil and alkyd on solid ground / Öl und Acryl auf Bildträger, 21.5 x 70.8 cm Private Collection, Zürich

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Bridget Smith, Excalibur (Dawn), 1999 C-print mounted on aluminium / C-print auf Aluminium, 119.5 x 162.5 cm

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Jeffrey Vallance, Vegas Apocalypse: Crucifixion 1998 Pencil on paper / Bleistift auf Papier, 45.7 x 60.3 cm

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Andy Warhol, Steve Wynn, 1983 Synthetic polymer paint and silkscreen ink on canvas / Polymer-Farbe und Siebdruck auf Leinwand, 101.6 x 101.6 cm each / je

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Yek, Demon Love, 1999 Acrylic and latex on panel / Acryl und Latex auf Holz, 76.2 x 76.2 x 7.6 cm Collection David Reed

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