Die im Iran aufgewachsene und in den USA lebende Künstlerin Shirin Neshat (geb. 1957) nimmt eine zentrale Position im Diskurs um das Verhältnis zwischen Orient und Okzident ein: Ihre Fotografien und Videos kreisen um die Lage von Frauen in muslimisch geprägten Gesellschaften und um Widersprüche zwischen westlichen und orientalischen Kulturtraditionen.
Die Übersichtsausstellung in der Neuen Galerie Graz führt wichtige Werke Neshats aus allen Schaffensphasen zusammen – von den berühmten ikonischen Schriftfotografien der Women of Allah (1990er-Jahre) über die Mehrkanal-Videoinstallationen (1998–2000) bis hin zu monumentalen Werkblöcken wie The Book of Kings (2012) und Neuproduktionen der Jahre 2016/17. Auch Neshats Spielfilm Women without Men (2009), mit dem sie die Schicksale von vier iranischen Frauen vor der historischen Folie des Militärputsches von 1953 schildert, wird thematisiert. Er wird während der Dauer der Ausstellung im Foyer des Museums und im Grazer KIZ RoyalKino vorgeführt.
Der Ausstellungstitel Frauen in Gesellschaft bezieht sich auf zwei zentrale Themen im Œuvre der Künstlerin: auf die Rolle der Frau im Iran und auf die traumatischen Nachwirkungen von diasporischen Erlebnissen, die eine Frau für den Rest ihres Lebens prägen können und in deren Gesellschaft sie sich also fortan befindet. Beide Themen umkreist Shirin Neshat mit ihrer Kunst in poetischer, geheimnisvoller Ambivalenz – oft entlang einer nonkonformistischen oder rebellischen Hauptakteurin.