Der in Düsseldorf lebende oberösterreichische Künstler Sery C. arbeitet an den Raumgrenzen: an Grenzen, die nicht nur die zweidimensionale Fläche — auf künstlerischer wie auf realer Ebene — von der dreidimensionalen Körperlichkeit trennen, sondern auch an der Trennungslinie zwischen dem repräsentativen Kunstraum und seinen Annexen der Verwaltung, der Service- und der Hygiene-Einrichtungen. Die Oberflächen werden in den Raum hinein vertieft. Mit dieser Methode werden einerseits Erscheinungsformen und strukturelle Phänomene der Malerei selbst drastisch verändert, andererseits in einem äußeren, dem sogenannten kunstfernen System, Räume in ihren Funktionsebenen umgewertet: Das Ergebnis sind die Hüllen und Häute von Gegenständen, die als Matrix der Textur bestimmter Räume lesbar sind. So wird der Raum in einer bestimmten Art von shifting als Gegenbewegung zur Vertiefung aus seinem geläufigen Koordinatensystem auf Oberflächen übertragen. Dieser Vorgang steht nicht für sich allein — als rein formale Entscheidung — sondern ist an einen prozesshaften Ablauf geknüpft. Briefe „An die Museumsleitung“ forderten diese auf, fotografische Dokumente von drei Raumkategorien (WC-Anlagen, Administrationsräumlichkeiten, ein Ausstellungsraum) dem Künstler zur Verfügung zu stellen. Nach Absprache mit der Museumsleitung fertigte Sery C. mittels Silikon Raumschnitte an, die, anschließend abgenommen, als Ausstellungsobjekte die Dislokation räumlicher Fragmente vereinen. Malerei wird somit nicht nur zur farbigen Bezeichnung des Raumes, sie ist die reale Haut seiner körperlichen Signifikanten: von den Raumgrenzen bis hin zu den in objekthafter Form ausgebildeten Standards. Der Ausstellungsraum wird mit den grundsätzlich malerisch konfigurierten partiellen Oberflächen umliegender Raumkategorien aufgefüllt. Diese sind aufgrund des Ortstransfers spezifisch und typologisch in einem. Raum und Zeit verschieben sich ebenso wie der Funktionsbegriff und mit ihm das malerische Instrumentarium.
Aus Anlass der Ausstellung ist eine Publikation über Sery C. mit Texten von Volker Adolphs, Peter Assmann, Werner fenz. Udo Kittelmann, Gail B. Kirkpatrick, Raimund Stecker im Salon Verlag, Köln erschienen.