Der Beginn der Moderne geht Hand in Hand mit der Forderung, die Welt wieder mit den Augen der Kinder zu sehen und vor allem auch mit der Unverbildetheit der Kinder darzustellen. Zahlreiche Künstler haben wesentliche Anregungen und wichtige Impuls aus der kreativen Weltaneignung der Kinder erhalten. Wie sieht im Gegenzug jedoch eine Welt aus, die Künstler für ihre Kinder kreieren?
Die Ausstellung „Schneckenhaus und Glitzerstein“ zeigt erstmals die Bücher, Bilder und Spiele, die Günter Brus für seine Tochter Diana gestaltet hat, und nimmt diese Arbeiten zum Ausgangspunkt für einen Parcours durch sein romantisch-märchenhaftes Schaffen. Wortspiele und Bildrätsel, Kinderbücher und Parabeln, Fantasiegestalten und immer wieder Vögel finden sich in dieser interaktiven Schau, die zugleich Kunstpräsentation und Erlebniswelt ist. Als Ausstellung für Kinder konzipiert, sind die Darstellungen und Themen dennoch alterslos.
Das Vermittlungsteam des Universalmuseums Joanneum und die organisation tragen mit ihrer Expertise dazu bei, eine interaktive, niederschwellige Schau speziell für Kinder zu gestalten.
Die jungen Besucherinnen und Besucher können „Dianas Brezel Rätsel“ lösen, Fantasievögel durch Gucklöcher beobachten und auf 200 Jahre alten Tischen zeichnen. Außerdem sind auch familiäre Gemeinschaftsarbeiten ausgestellt, zum Beispiel Polsterbezüge, die Anna Brus nach Entwürfen ihres Mannes bestickt hat. Zu den besonderen Highlights zählt ein bis vor Kurzem unvollendeter Paravent mit Stickereien von Anna und Bildern von Günter Brus, der für die Ausstellung gerahmt und damit endlich finalisiert wurde, oder ein Flipper aus Holz, den der Künstler für seine Tochter entwarf und eigenhändig baute.
Pressestimmen
Viele Bilder und Objekte der im Grazer Bruseum haben einen sehr familiären Charakter und waren nie für die Präsentation in einem Kunst-Kontext intendiert. Etliche der ausgestellten Arbeiten hat der weltbekannte Aktionist speziell für seine Tochter Diana angefertigt, sie hingen einst auch im Kinderzimmer.
Günter Brus: Märchenhaftes vom einstigen Bürgerschreck
Salzburger Nachrichten, 8.9.2016