In ihrer letzten vor Ort entwickelten Arbeit im Ludwig Museum Budapest, im Rahmen der Ausstellung “Jenseits von Kunst“ (18.10.-24.11.1996), beklebte Sabina Hörtner (geb. 1967 in Bruck/Mur, Absolventin der Akademie d. bild. Künste, Wien, Meisterklasse für Bildhauerei bei B. Gironcoli) die monumentale rote Marmortreppe in der Eingangshalle mit blauen Plastikstreifen in einem raschen, spontanen Verfahren. Durch optische Täuschung wurde die Schwere der Materialität aufgehoben, die Stiegenkonstruktion schien im Raum zu schweben. In ihrem aktuellen Projekt im Studio der Neuen Galerie Graz, kehrt sie nun durch die Verlangsamung des Arbeitsprozesses, der sich über 14 Tage erstrecken wird, die Bedingungen um.
Am 3. 2 .1997, vier Tage vor Ausstellungseröffnung, beginnt die Künstlerin nach einem detaillierten Zeitplan mit ihrer Klebearbeit auf dem Fußboden des Studios der Neuen Galerie. Das verwendete Material ist wiederum in verschieden starke Streifen geschnittene d-c-fix Klebefolie. Vom Zentrum ausgehend, entwickelt Hörtner eine den ganzen Fußboden ausfüllende, komplizierte lineare Netzkonstruktion. Die Entscheidung wird täglich vor Ort getroffen, täglich werden neue Resultate sichtbar. Mittels einer Videokamera mit Timer im Kreuzpunkt, in der Mitte der Decke montiert, die jede Minute Standbilder aufnimmt, wird die schrittweise Intervention der Künstlerin im Raum dokumentiert. Ähnlich wie in ihren mittels Lineal und Filzstift auf Papier hergestellten, wandfüllenden Handzeichnungen, die wie computergeneriert erscheinen und die als Graphen ein lineares Netz im Raum bilden, konstruiert bzw. simuliert sie nun eine neue räumliche Situation auf der Bildebene eines suggestiven Illusionserlebnisses und ein lineares Netz in der Zeit.