Kreisrunde Formen, die an Tondi, Mandalas, aber auch vexierbildhaft an Tunnel und gleichzeitig an Lichtkegel erinnern, deren changierende Farben je nach Standort des Betrachters sich verändern, deren Oberflächenstruktur entweder spiralförmige Sogwirkung ausstrahlt oder konvexartig schillernd ihre Materialität verunklärt, ziehen den Betrachter an.
"Zentralformen" nennt Robert Schaberl seine Arbeiten, die zunächst die sinnliche Wahrnehmung ansprechen sollen um dann von einer analytischen Reflexion dieser Wahrnehmung untersucht zu werden.
So kippen die haptischen, lichtbündelnden Oberflächen und lösen sich bei näherer Betrachtung in Farbmassen, Kratzspuren und Spiegelungen auf. Ausgehend von einer gestisch-expressiven und spontan-malerischen Arbeitsweise verdichtet Schaberl seine Farbpalette und reduziert sie vorerst auf unterschiedliche Schwarztöne. Bereits hier bemerkt er, dass eine Mischung aus Blau und Schwarz einen dunkleren Effekt ergibt als reines Schwarz, was an das griechische kyanos erinnert.
Formaler Anreiz waren ihm ursprünglich Wasseraufsichten, Landstrukturen, Lavaströme und schließlich magnetische Zentrierungspunkte und zyklische Wiederholungsmuster. Daraufhin untersucht er runde Formen, die er in der Natur als Wachstumsform und vom Menschen aus Praktikabilitätsgründen geschaffen, findet und parallel zu seiner malerischen Arbeit fotografisch bearbeitet.
Dabei setzt er sich mit den ursprünglichen Möglichkeiten des Entstehens eines Negativ / Positiv und mit den Abläufen von Zeit und Bewegung auseinander. Dafür sucht er nach Objekten, die von sich aus feinste Partikel produzieren und die Bildvorlage bilden.
Die unterschiedliche Dichte der übereinandergelagerten Schichten, die Verunklärung von Gesehenem korreliert mit der formalen Assoziation zwischen Auge und Zelle. Das Auge des Ra, die Urform des göttlichen Seins im ägyptischen Verständnis und damit der retinale Reiz von Bildern, der bei Marcel Duchamp zur Verweigerung von Kunstproduktion führte, wird von Schaberl ebenso angesprochen wie der nüchterne Umgang mit Sinnlichkeit sowie die Verunklärung von Vertrautem. Diese Verunklärung führt zu einer Interaktion zwischen Betrachter und Bild und resultiert aus einem Dialog zwischen Künstler und Material. Dabei interessiert Schaberl die Bündelung von Licht und die Frage, wie sich aus der Oberfläche eine Qualität entwickeln lässt, die aus der Fläche herauswächst. Dafür wählt er den zentralen Punkt einer angenommenen Mitte, die nicht identisch mit der geometrischen ist, von dem weg er über eine aufgetragene Spachtelmasse penibel kleine Pinselstriche mit transparenter Ölfarbe führt.
Mit Hilfe unterschiedlicher Lasuren und Interferenzpigmenten schichtet er Farbe monoton-meditativ übereinander und schafft dadurch dreidimensional erscheinende Gemälde, die aus einer Perspektive nie vollständig erfassbar sind. Durch die Reflexion des Lichtes und die obsessiv-konsequent gestaltete Bildoberfläche ändert sich die Farb- und Raumwirkung im Bild und täuscht die Sinneserfahrung des Betrachters, weil seine Arbeiten mit Prozessen zu tun haben, die beim Sehvorgang ablaufen. Wir finden also bei Schaberls Arbeit eine neue Art der Zusammenführung von emotionaler und hoch ästhetischer Darstellung und streng strukturierter Arbeitsweise, die den Betrachter erneut die Quelle des Lichts bezweifeln läßt, damit verunsichert und Interaktivität mit Selbstreferentialität paart.