Für die Dauer der Ausstellung wurde die Neue Galerie Graz geschlossen.
1. An einem realen Ort findet in 16 realen Räumen eine virtuelle Ausstellung statt.
2. Im Computer werden diese 16 Räume nachgebaut. In diesem findet die reale Ausstellung statt.
3. In diesen 16 realen Räumen findet außer ihren eigenen Realität nichts statt.
4. Daher werden die 16 realen Ausstellungsräume notariell geschlossen.
5. Realer und virtueller Raum sind vernetzt. Reale Erschütterungen des ursprünglichen realen Ortes durchschüttern die virtuelle Ausstellung an jedem x-beliebigen Ort der Erde.
Schon seit Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre arbeitete Richard Kriesche an neuen Denk- und Gestaltungsräumen. Mit seiner konsequenten Haltung verschaffte er sich rasch eine Reputation, die sehr früh die damals noch engen Grenzen österreichischer Kunstlandschaft entgrenzte. Seine je zweimalige Teilnahme an der documenta und der Biennale Venedig belegen dies auf der Ebene des Ausstellungsbetriebes. Kunst wird unter dem Aspekt kategorischer soziokultureller und gesellschaftlicher Bedingungen als Labor definiert, in dem immer wieder aufs Neue ein sinnstiftender Beitrag zu einem aktuellen geistigen Weltmodell entwickelt werden kann. Kriesche setzte eine Reihe von Impulsen, die oft erst später in ihrer vollen Tragweite erkannt und an denen von Vertretern einer jüngeren Generation, bisweilen ohne die initialen Markierungen zu reflektieren, weiter gearbeitet wurde, Den Versuchen, seinen Arbeitsansatz ausschließlich auf die historischen Bedingungen der 70er Jahre zu fokussieren, hat Kriesche eine permanente Erweiterung und Erneuerung seiner Kunst entgegengestellt. Untersuchungsfelder wie gesellschaftlicher und/oder öffentlicher Raum, Auslagerung der Kunst aus den institutionellen und systemimmanenten Orten, das Herstellen interdisziplinärer Themenknoten, eine konsequente Offensive in die Richtung des wissenschaftlichen Standards der Zeit und permanente Interferenzen zwischen dem realen und dem telematischen Raum bauen eine vielschichtige Reflexionsfläche für das dezitiert veränderte Universum menschlichen Begreifens und humaner Artikulationsfähigkeit auf. Kriesche hat immer wieder von Graz aus über seine eigene künstlerische Arbeit hinaus Initiativen in diese Richtung gesetzt und damit die Voraussetzungen für einen internationalen, spartenübergreifenden Diskurs in dieser Stadt und in diesem Land geschaffen. Bereits Mitte 1994 wurden zwischen der Neuen Galerie und einem der wichtigsten Künstler Osterreichs die Vereinbarungen zum Projekt „Sphären der Kunst“ geschlossen und auch damals die Herausgabe der ersten CD-ROM fixiert. Der reale Raum der Galerie und der virtuelle Raum der Ausstellung sind mit dem Abschluss des Projektes in einer einzigartigen Weise aneinander gekoppelt.
Neben der CD-ROM erscheint zur Ausstellung ein Katalog mit Texten von Werner Fenz, Elisabeth Schweeger und Peter Weibel.