Regula Dettwiler

Florilegium. Naturgeschichte der artifiziellen Welt

08.06. - 07.07.1999

Bildinformationen

Laufzeit

08.06. - 07.07.1999

Eröffnung

07.06.1999, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Günther Holler-Schuster

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Über die
Ausstellung

Studio der Neuen Galerie Graz


Zusatzinformationen

Ort: Studio der Neuen Galerie Graz

Mit dieser Ausstellung setzt die Neue Galerie im Studio die Serie zum Medium Zeichnung fort. Regula Dettwiler ist eine Künstlerin, die bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert hat und eigentlich aus der Schweiz kommt - sie lebt seit vielen Jahren in Wien. Ihre analytischen Darstellungen von Plastikblumen haben die junge Künstlerin gerade in jüngster Zeit international erfolgreich werden lassen.

Das schlägt sich in zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen und Auszeichnungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich nieder.
Die ästhetische Reproduktion von Natur steht dabei im Zentrum. Dieses Phänomen begleitet uns heute täglich. Das reicht von dem in Hydrokultur gehaltenen Baum in der Fußgängerzone über das Gartenlokal in den Passagen der Untergrundbahn bis zum künstlichen Weihnachtsbaum. Das Bedürfnis nach Natur wird durch die imaginierten Gesten von Natürlichkeit befriedigt. Die größten Reiseströme führen nicht etwa in die Alpen oder in die Karibik, sondern in die künstlichen Ferienwelten wie Disneyland, Euro Disney, Märchen-Parks, und in die künstlichen Welten der Thermenparks.

Daß man sich in Ermangelung von direkter Naturerfahrung den Aufbau einer Pflanze bspw. nicht vorstellen kann, ist nicht verwunderlich. Die Anatomie einer natürlichen Blume mag uns genauso fremd erscheinen, wie die einer künstlich erzeugten. Regula Dettwiler nützt diese Unwissenheit des Betrachters aus und verwirrt ihn weiter.

Sie imitiert die Methode der Naturforscher des 19. Jahrhunderts und zerlegt Kunstblumen penibel in ihre Bestandteile. Diese zeichnet sie realistisch mit dem Pinsel ab. So entstehen Aquarelle, die ästhetisch die Seriosität von Abbildungen in Botanikbüchern aufweisen. Die historische Darstellungsweise irritiert im zeitgenössischen Ausstellungszusammenhang, was nichts von der Aktualität und Brisanz dieser Arbeiten wegnimmt.

Diese, auf den ersten Blick so unspektakulären Arbeiten zeigen uns, daß das was für uns Natur ist, sich ebenso fundamental verändert hat, wie die Situation des Menschen, der selbst Natur ist. Wir existieren in einer Welt der Vermittlung und der Erfahrung aus zweiter Hand. Das Simulakrum ist uns näher gerückt, wir können uns den Dogenpalast in Las Vegas genauso ansehen wie in Venedig. Eine Formal-Analyse davon würde nicht anders ausfallen, als eine des "echten" Gebäudes in der Lagunenstadt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 18 Farbabbildungen und einem Text von Günther Holler-Schuster

Regula Dettwiler, geboren 1966 in Oberkulm (CH), lebt in Wien