Österreich hat in der 2. Republik eine erstaunlich große Reihe von KünstlerInnen hervorgebracht, die eigentlich Weltgeltung verdienen. Aber die Republik konnte mit der Größe der in ihr produzierten Kunst nicht umgehen. So kam es zu Verformungen, Diskreditierungen und Inkriminierungen. Oberhuber gehört zu diesen exemplarischen österreichischen Künstlern. die über mehrere Jahrzehnte hinweg ein multimediales künstlerisches Universum entworfen haben. Ihre große Schöpferkraft macht sie und ihr Werk paradoxerweise verdächtig. Das liegt daran, dass Österreich die Spielregeln der Moderne nie zur Kenntnis genommen hat. Ansonsten würde erkannt werden, dass der proteushafte Wandel seit Picasso zu den Axiomen der Moderne gehört und daher der moderne Künstler stets an der Grenze zur Postmoderne steht. In seiner jüngsten Werkphase der Möbelskulpturen, die die Neue Galerie zum ersten Mal geschlossen vorstellt und in einen] umfangreichen Katalog reichhaltig dokumentiert, mit einem kursorischen Rückblick auf die vorangehenden Stadien des skulpturalen Denkens, wird die künstlerische Leistung Oberhubers erkennbar, nämlich die Multivalenz der künstlerischen Produktion, die Offenheit für den „Möglichkeitssinn“ (Musil) ‚ die Permanenz der Veränderung als genuiner Beitrag Österreichs zur Weltkultur. In der Tradition großer österreichischer Künstler wie Josef Hoffmann und Kolo Moser, welche die Kluft zwischen zweckfreiem Kunstwerk und Gebrauchsgegenstand, zwischen Skulptur und Möbel nie akzeptierten. setzen die Möbelskulpturen Oswald Oberhubers einen befreienden Akzent, der verschiedene Strömungen der Kunstgeschichte wie das Gestische des Informel, die Materialsprache der Arte Povera, die Form- und Gebrauchsqualität der Wiener Werkstätten (und den Fetischcharakter der Popkultur) auf neuartige Weise fokussiert bzw. verschmilzt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Essay von Peter Weibel.