Die Landschaftsfotografien Michael Höpfners, die auf mehrmonatigen Reisen durch entlegene Gebirgs- und Wüstenregionen Afrikas und Zentralasiens entstehen, widersetzen sich allen romantisch-eskapistischen Vorstellungen von diesen Regionen.
Für Michael Höpfner (geb. 1972) ist die Fortbewegung zu Fuß in den unwegsamen, unzugänglichen Gebieten, die er seit 1995 bereist, ein wesentlicher Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit. Damit knüpft er an die Tradition der „walking artists“ wie Hamish Fulton oder Richard Long an. Im Gehen ergibt sich eine Verlangsamung, eine Entschleunigung der Zeit. Die Dimensionen, die Größenverhältnisse und Entfernungen, die Details einer Landschaft werden auf eine sehr persönliche Weise erfahren — etwas Begreifen durch Begehen. „Beim Gehen suche ich das Zerbrechliche, unter meinen Füßen zerfällt unmerklich eine Welt“ (Michael Höpfner).
Seine S/W-Fotos, die die üblichen spektakulären Motive verweigern, zeigen vor allem Steine, Geröll, Hügel, durch Hell-Dunkel-Kontraste oder schon fast Grau in Grau stark abstrahiert; eine genaue Ortsbestimmung scheint unmöglich. Durch den Verzicht auf eine Einbeziehung des Horizonts wird dem Auge kein Anhaltspunkt gegeben, ein Gefühl der Orientierungslosigkeit und hermetischen Abgeschlossenheit stellt sich ein. Die Monumentalität, die Grenzenlosigkeit, die man mit Vorstellungen von der Wüste und dem Gebirge verbindet, lässt sich allenfalls erahnen.
In früheren Arbeiten finden sich nur selten Spuren des Menschen, wie Steinhaufen als Wegmarken für Reisende, Pfade oder Straßen.
In den letzten Jahren, auf Reisen in China und Zentralasien, begann Höpfner vor allem in Dia-Serien auch die andere Seite der Wüstenwelt, die „Wüste des Realen“ (Jean Baudrillard, auch zitiert im Film „Matrix“) zu dokumentieren. Denn was für uns „Terra incognita“ ist, weiße Flecken auf der Landkarte, was wir mit Einsamkeit, Weite und Freiheit, mit Grenzenlosigkeit verbinden, ist in Wirklichkeit längst kartografiert, vermessen, in Ländergrenzen eingebunden.
Militärstützpunkte, Handelstransitrouten, auf denen Lastwagenkolonnen Waren aus China in den Westen transportieren, rasend schnell wachsende und wuchernde Bergbaustädte, Slum-,,Wüsten“, die Wüste Lop Nor, die China als Atombombentestgelände dient, kleine Orte im Nirgendwo, aber mit Internet-Cafe, die Eisenbahn von Peking nach Lhasa. Die Erschließung bedeutet zugleich die Zerstörung dieser urtümlichen Gebiete.