In zunehmenden Maße wird Weltbeobachtung durch Zeichenbeobachtung ersetzt, wie insgesamt die Medienwelt immer mehr die reale Welt überformt, durchdringt und konstruiert. Diese geschilderten Auflösungsprozesse, z.B. der Grenzen zwischen Nähe und Ferne, zwischen realem Raum und virtuellen Raum, zwischen realer Welt und Zeichenwelt, führen auch formal zu einer Entgrenzung.
Die Bildrahmen, die Moschik leer präsentiert, sind nicht die historischen Rahmen der Ölmalerei, sondern sind die Frames von Benutzeroberflächen, von leeren Computerseiten. Moschik macht uns in ihrer Installation auf mehrfache Weise durch die leeren Computerrahmen und durch den integrierten Spiegel jene Transformationen bewußt und deutlich, denen der reale Raum und unsere Erfahrung des realen Raumes, die bisher nur von den fünf natürlichen Sinnesorganen bestimmt war, durch das Entstehen virtueller, telematischer, nicht-lokaler Räume, die nur mehr mediatisiert, d.h. maschinen- und mediengestützt, erfahrbar werden, in der Informationsgesellschaft unterworfen sind.
Gerade das Stiegenhaus des Palais Herberstein, das Gebäude der Neuen Galerie, bietet mit seinem barocken Deckengemälde die ideale Topografie für solche Überlegungen. Melitta Moschik hat diese Option intelligent aufgegriffen und in eine künstlerische Reflexion präzise umgesetzt. Die drei Stufen das Spiegelbild, barocke Bilder der Scheinarchitektur und leere vom Computer-Bildschirm abgeleitete Bildrahmen werden als historische Abfolgen einer Technologie des Raumes interpretiert, welche die Grenzen und Blockaden des Raumes aufzuheben trachtet.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Melitta Moschik, geb. 1960 in Villach, lebt in Graz und Wien