Mit Markus Redl stellt die Neue Galerie einen jungen Künstler vor, der sich auf dem ersten Blick mit vollkommen traditionellen Mitteln der Skulptur nähert. Der Absolvent der Universität für Angewandte Kunst in Wien (u.a. bei Ingeborg Strobl und Erwin Wurm), verwendet klassische Materialien, wie Marmor oder Bronze.
Beides sind Werkstoffe, die dem Skulpturbegriff des Monuments, des Denkmals verhaftet sind und untrennbar damit in Verbindung stehen. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts begann eine Demokratisierung in der Kunstwürdigkeit von Materialien. So gut wie alle konnten plötzlich Basis für ein Kunstwerk sein. Die Avantgarde negierte nicht nur die künstlerischen Verfahrensweisen und stilistischen Prinzipien, die bis dahin Geltung hatten, sondern die gesamte Tradition der Kunst. Somit lässt sich von der Verwendung gewisser Materialien nicht die Aktualität des Kunstwerks und dessen Fortschrittlichkeit, innerhalb einer zeitlichen Entwicklung ablesen. Die Mittel, mit denen die klassische Avantgarde die Aufhebung der Kunst zu bewirken hoffte, haben inzwischen Kunstwerkstatus erlangt. Das "objet trouvé" bspw., das als Resultat einer nichtindividuellen Produktionsweise, zur Verbindung von Kunst und Lebenspraxis eingesetzt worden ist, ist heute als Kunstwerk anerkannt - ähnlich den historisch wesentlich früher etablierten Stein- und Metallarbeiten der Bildhauer und den Ölgemälden der Maler.
Marmor und Bronze sind die klassischsten Materialien die die Skulptur seit jeher einsetzt. Diese beiden künstlerischen Medien drücken Qualitäts- und Wertvorstellungen in traditionell geistiger wie auch in materieller Hinsicht aus. Sie sind Garanten für einen Anspruch den es im Bewusstsein der Betrachter zwar noch gibt, der aber seit der Avantgarde des beginnenden 20.Jahrhunderts obsolet geworden ist.
Markus Redl "verschwendet" sowohl klassisches Material, wie Marmor oder Bronze, als auch Arbeitskraft und positioniert sich kritisch, wenn er Begriffe und Werte nach ihrer Sinnhaftigkeit befragt. Die arbeitsintensive Vorgangsweise beim Steinbildhauen setzt er ein für scheinbar banale Themen. Er "verschwendet" somit bewusst sowohl Arbeitskraft, wie auch Werkstoff. Ein subversiver Akt der Verweigerung, der Hinterfragung von Sinnzusammenhängen, wird dabei evident. Er sagt dazu: "Grenzen zwischen Anliegen und Aufwand verschwinden im Vorgang der Arbeit an der Steinskulptur, die nicht nur etwas Banales zeigt, sondern auch nichts anderes vorgibt als banal zu sein. Das Banale am Banalen ist trügerisch, da es das Besondere mit sich bringt."
Markus Redl entzieht sich mit seiner sehr humorvollen Subversivität dem klassischen Skulpturbegriff und einer historischen Festlegung. Die mit der Avantgardebewegung einsetzende Verfügung über künstlerische Praxis vergangener Epochen - man denke an die altmeisterliche Technik bei René Magritte - macht es nahezu unmöglich, einen historischen Stand künstlerischer Verfahrensweisen auszumachen. In seinen Monumenten der "sinnlosen Arbeit" verführt Redl zur Diskussion, einerseits über die Entwicklung der Kunst und der definitiven Hinfälligkeit der Werkkategorien, aber auch über den sozialen Zusammenhang, in dem er die Arbeit als grundsätzlichen Handlungsbereich des Menschen präsentiert.
Im Studio der Neuen Galerie werden bis zum 5. Juni 2005 vier kleinere Steinskulpturen und einige Arbeiten auf Papier zu sehen sein. Im Hof wird Markus Redl vier monumentale Steinskulpturen aufstellen.
(Günther Holler-Schuster)