Den Sommer 2003 verbrachte Norbert Trummer in Cesky Krumlov (Krumau) und lernte während dieses Studienaufenthalts nicht nur die kunsthistorischen Juwelen der Stadt kennen, sondern er gewann auch einen sehr genauen Einblick in das soziale Gefüge dieser so berühmten Stadt, in der letztlich auch die Eggenberger, wie in Graz, von Bedeutung waren. Also ist Graz mit Krumau und Norbert Trummer mit Egon Schiele verbunden. Schiele lebte ja in Krumau und sein berühmtes Gemälde "Stadtende" aus der Sammlung der Neuen Galerie zeigt diese Stadt. Soweit der Rahmen, in dem sich Norbert Trummer in seiner Ausstellung im Studio der Neuen Galerie bewegt. Es ist dies die letzte Ausstellung an diesem Ort, die sich explizit mit den neuen Formen der realistischen Zeichnung bzw. Malerei auseinandersetzt.
Dass Trummers Überlegungen dabei nicht auf Zeichnung und Malerei beschränkt bleiben und selbstverständlich beim bewegten Bild ankommen, ist bei seiner künstlerischen Praxis fast selbstverständlich. Immer wieder hat er Bildmotive multipliziert und so den Charakter von Comics bzw. Storyboards erzielt. Diesmal setzt er die Serialität der Bilder tatsächlich in einen sehr einfachen, aber eindrucksvollen Trickfilm um. Er geht dabei von der pragmatischen Überlegung aus, dass die Bewegung der Einzelbilder beim Film das primäre Element ist. Folglich hat er jeweils drei Wiederholungen eines Motivs gemalt. Durch die Abweichungen beim Malvorgang gleicht kein Bild exakt dem anderen. Die Einzelbilder dieses gemalten Films wurden digital fotografiert und am Computer zu einer Animation zusammengestellt. Die bewegten Bilder verursachen nur bedingt den Eindruck des szenischen Ablaufs. Die Motive (allesamt Paddelbootfahrer auf der Moldau) sind sehr geeignet, Bewegung auf verschiedenste Art zu suggerieren: auf dem Wasser tanzende Boote, sich gleichförmig bewegende Paddler, die Unruhe der Wasseroberfläche, alles das lässt das Gesehene als bewegte Narration erscheinen. Der beiläufige Blick des Künstlers auf die Geschehnisse in seiner jeweiligen Umgebung und die einfache, optimistische Vitalität, die sich aus den Szenen ableiten lässt, macht Trummers Arbeit, gemeinsam mit der formalen Qualität, zu impressionistisch anmutenden Reflexionen, die zwischen persönlichem Fotoalbum und Bilderbuch angesiedelt sind. Die Schönheit und Erfülltheit, die in den "kleinen Dingen" stecken, werden in Norbert Trummers Arbeit zur Poesie verdichtet, der man sich entziehen will.