Der Bildhauer Josef Pillhofer wäre 2021 100 Jahre alt geworden. Sein Werk ist äußerst vielfältig und beschäftigt sich von Anfang an mit der Dreidimensionalität als zentrale Frage der Bildhauerei. Wie entsteht aus der Zweidimensionalität des Bildes eine räumliche Manifestation? Fragen der Bildwissenschaft drängen sich in dem Moment auf. Wie entsteht ein Bild? Die sichtbare Welt wird zum Bild (Landschaftszeichnungen), der blockhafte Gegenstand reduziert sich zur Fläche (Collage), die Fläche klappt sich erneut zusammen zum Körper (Faltungen).
Es sind oft die Formen aus der Natur, die Pillhofer isoliert und zu völlig neuen Inhalten zusammenführt. Man ist dabei an die konkrete Kunst erinnert, die für den Künstler in seiner frühen Schaffensphase sicher einflussgebend war. Pillhofer steht der Tradition der Moderne sehr nahe, er formuliert diesbezüglich äußerst exakt, was wohl auf seine Ausbildung (bei Ossip Zadkine) im Paris der 1950er-Jahre konzentriert ist. Die Skulptur ist bei ihm zwar überwiegend auf die menschliche Figur zurückzuführen, besteht auch meist aus den klassischen Materialien Stein oder Bronze und ist oft sockelgebunden. Pillhofer bricht diese Gesetzmäßigkeiten aber auch oft auf und erreicht damit eine Erweiterung der bildhauerischen Konstanten. Seine Fragestellungen reichen in benachbarte Sparten wie Zeichnung, Collage und weiter bis zur Bewegung, wenn er Skulpturen entwickelt, mit denen auf der Bühne agiert wird.
Diese Ausstellung ist keine retrospektive Überblicksschau, vielmehr bietet sie Einblicke in einige zentrale Fragen, die Pillhofer höchst verblüffend formuliert hat. Die Tatsache, dass Josef Pillhofer von 1970 bis 1981 die Kunstgewerbeschule Graz geleitet hat, macht ihn und sein Werk heute noch bedeutender. Sein Werk in dieser Ausstellung zu ehren, wird überraschende und vielleicht bis jetzt noch nicht in diesem Maße bekannte Erkenntnisse sichtbar machen. Die Werke zu dieser Schau werden teilweise aus der Sammlung der Neuen Galerie kommen, es werden aber auch Leihgaben ausgestellt, die dem Nachlass des Künstlers entstammen und bisher selten bis nie gezeigt wurden.