Als darangegangen wurde, die Ergebnisse der abstrakten Informationstheorie in Maschinen umzusetzen, entstanden Automatentheorie und Kybernetik, der Vergleich der Maschinen und Lebewesen unter dem Gesichtspunkt ihrer Steuerbarkeit, wie dies in der Defintion zum Ausdruck kommt, die den Untertitel des Buches bildet, das die Kybernetik begründete: Norbert Wiener, Cybernetics: Control and Communication in the Animal and the Machine (1948).
Der Aspekt der Automation wurde von der Signalverarbeitung und Datenmanipulation auf alle Kommunikations- und Lebensbereiche ausgedehnt. Nicht nur in den USA, in England und Frankreich, sondern auch in Österreich und Ungarn sind innovative Beiträge zur Entwicklung der Kybernetik geleistet worden. Heinz von Foerster, nach eigenem Bekenntnis dem Denkstil des Wiener Kreises verpflichtet, hat die wichtigsten Tagungsbände zur Kybernetik mitherausgeben, Cybernetics: Circular Causal and Feedback Mechanisms in Biological and Social Systems, 1951-55.
Aus der Theorie der Kontrolle und Steuerung von Steuerungsmechanismen entstand die Einsicht, daß eine Beobachtung nicht allein daherkommt. Beobachtungsprozesse stehen selbst unter Beobachtung. H. v. Foerster unterscheidet daher zwischen einer Kybernetik erster Ordnung, die Kybernetik von beobachteten Systemen, und einer Kybernetik zweiter Ordnung, die Kybernetik von beobachtenden Systemen. Die zentrale Bedeutung von solchen Rückkoppelungsmechanismen, Beobachtersystemen von Beobachtungen, führte zur Einsicht, daß ähnliche Prozesse der Schleifenbildung und Zirkularität auch bei der Konstruktion von Realität eine gewichtige Rolle spielen. Vermehrt um eine logische Kommunikationstheorie haben daraus Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Paul Watzlawick u.a. die Schule des Konstruktivismus begründet. Aus der Frage, was erzählt das Auge dem Gehirn, wird im Konstruktivismus die Frage, wie konstruieren Gehirn und neuronale Netzwerke die Welt.
Thomas Natschlägers Artikel über die Arbeiten von Wolfgang Maass u.a. zeigt den neuesten Stand der Theoretischen Informatik, die sich mit neuronalen Netzen beschäftigt. Péter Érdí liefert ebenfalls ein mathematisches Modell des Nervensystems und erklärt damit die "unmöglichen" visuellen Formen des Künstlers T. F. Farkas. György Turán führt in das Komplexitätsthema anhand von Computeralgorithmen ein, bei denen sich die Frage stellt, welche mathematischen Probleme eigentlich Turing-berechenbar sind. Turing-Maschinen entsprechen Netzstrukturen. Diese sind nicht bloß ein mathematischer Behelf, sondern gerade die Brücke zum menschlichen Gehirn, das durch neuronale Netzwerke modelliert werden kann. G. Kovacs liefert einen Überblick über die wichtigsten Pioniere der Rechentechnik, des Computers und der Kybernetik Ungarns ( John von Neumann, István Juhász, Nemes Tihamér, László Kozma, László Kalmar ).
John von Neumann hat einen der ersten Computer gebaut und für die Automatentheorie wegweisende Ideen, wie z. B. zellulare und selbstreproduzierende Automaten, geliefert, die heute noch relevant sind (Peter Weibel). Für die Konstruktion kybernetischer Maschinen haben Nemes Tihamér und Heinz Zemanek bedeutende Leistungen erbracht. Aus den Konzepten der automatisierten Maschinen haben Attila Kovács kybernetische Skulpturen und Nicolas Schöffer ganze kybernetische Städte entwickelt. Zemanek hat auch Programmiersprachen erarbeitet, ebenso wie auch Hermann Maurer (den Bildschirmtext BTX und das vernetzte Datenbanksystem Hyper-G ). Auch die Kunst hat entdeckt, daß Sehvorgänge selbst gesehen werden und daß diese Beobachtermechanismen zweiter Ordnung sich maschinengestützt vollziehen. Telematische Informationstechnologie, Wahrnehmungsapparate und Rechenmaschinen haben der Kunst ein vollkommen neues Profil verliehen und ein neues Terrain eröffnet. In der Videokunst werden in Closed Circuits Installationen Rückkoppelungen und Schleifenbildungen künstlerisch eingesetzt.
Der Computer ermöglicht nicht nur die Modellierung und Simulation realer wie irrealer Szenen, sondern auch eine neue Beziehung zum Kunstwerk selbst: die Interaktivität (Peter Weibel). Axel Pinz gibt eine Einführung in den Stand des maschinellen Sehens und Darstellens, in Computervision und Computergraphik heute. Miklós Peternák gibt einen Überblick über das hohe Niveau der Computerkunst in Ungarn (z.B. Gábor Body, Kristian Frey) und über ungarische Computerkünstler im Ausland (z.B. Charles A. Csuri, Tamas Waliczky, Georges Legrady). Österreichische Pioniere wie Otto Beckmann, Marc Adrian, Richard Kriesche zeigen das ganze Spektrum der apparativen Kunst, von digital bis telematisch. In ihrer Nachfolge zeigen Karel Dudeseck, knowbotic research, Franz Xaver deren aktuellste Entwicklungen (interaktives TV im Netz, elektronische Galerie etc.).