Jacqueline Chanton

Inside – Outside

13.04. - 12.05.2002

Bildinformationen

Laufzeit

13.04. - 12.05.2002

Eröffnung

12.04.2002, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Günther Holler-Schuster

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Über die
Ausstellung

Studio der Neuen Galerie Graz


Zusatzinformationen

Ort: Studio der Neuen Galerie Graz

Ich will mir ein Bild machen von der Welt, von dem was um mich los ist. Ich bin empfänglich für Weltgeschehen, Weltdenken für die objektiven Gegebenheiten, möchte sie wenn möglich mit formulieren. Es ist ein Verarbeiten der zugefallenen Ereignisse, Bedingungen. Beim Malen oder Zeichnen muss man nicht stumm zusehen, es ist Arbeit, man kann was tun. Gesuchtes, gesammeltes, gefundenes Bildmaterial ist der Ausgangspunkt für meine Arbeit. Unmengen von Bildern stapeln sich, werden neu geordnet, von unten nach oben gelegt und umgekehrt, die malenswerte Auswahl wird immer enger bis sich mein Thema herauskristallisiert.

Ich möchte das Bild so lassen, wie es ist, deshalb plane und erfinde ich nicht, gleichzeitig weiss ich, dass ich plane, erfinde, verändere, manipuliere. Außerdem kommt selbst beim einfachen Abmalen und Abzeichnen - gewollt oder ungewollt - etwas Neues dazu. Wenn ich ein Foto abmale oder abzeichne, ist das bewusste Denken ausgeschaltet. Das Unbewusste ist wichtig, muss beim Malen statt finden, als würde etwas geheim arbeiten.

Ich bin oft verblüfft, wie viel besser der Zufall ist als ich und etwas schafft, was ich mir gern selber ausgedacht hätte. Mich interessiert die Frage nach dem Menschen und dem heutigen Existenzraum, nach der Identität und der Beziehung zum anderen. Die Erkenntnis der Relativität aller Normen und Werte ist nicht nur Gewissheit einiger einsamer Skeptiker, sondern bestimmt die fragile Realität jedes Einzelnen. Das Ideal einer in sich geschlossenen Persönlichkeit ist zum Anachronismus geworden. Begriffe wie Individuum und Gesellschaft, Körper und Geist, Bewusstes und Unterbewusstes sind daher obsolet geworden. Sie haben sich gewandelt in Vernetzung, Körperlichkeiten, Geisteszustände und Bewusstseinsgrade. Was mich auch interessiert, ist der schmale Grad zwischen der Künstlichkeit der Medienwelt und der Künstlichkeit der Kunst, dem Überkippen von effektorientiert Geplantem ins Dahinter. Ich kratze nur ein wenig am Lack der Medien- und Werbebilder, lasse sie malend durch mich hindurch und hauche ein Fragezeichen hin. Sehnsüchtig suche ich nach Schonraum für das Leben in manipulierter, simulierter Realität.

Jacqueline Chanton