Ausgehend von seinem Interesse an gesellschaftspolitisch relevanten, ökologisch, ökonomisch sowie infrastrukturell sich auswirkenden Problemstellungen in Bezug auf den Einzelnen und die Gesellschaft stellt sich für Ingmar Alge (geboren 1971 in Höchst/Vorarlberg) die Frage, wie Kunst innerhalb dieses Kontextes intervenieren kann. Dafür wählt er ganz bewusst das Medium Malerei, innerhalb dessen er infolge der postmedialen Entwicklung neue Diskursebenen öffnet, wobei er Versatzstücke verschiedener, im eigenen Kopf, in Archiven, im Internet gefundener Vorlagen nimmt und sie mithilfe der Bildbearbeitungssoftware Photoshop zusammenbaut. So werden Bilder aus der eigenen Erinnerung, archetypische Eindrücklichkeiten mit medialen Informationen verschmolzen, strahlen eine künstliche Seltsamkeit aus und erinnern an Filmstills.
Viele seiner Arbeiten haben dementsprechend Maße im Filmformat, d.h. Proportionen im Verhältnis von 16:9. Die klassische Form von Ölmalerei auf Leinwand entpuppt sich dabei als Camouflagetechnik, hinter der sich das Abgründige als Version des sozialen Fortschritts tarnt. Mit dem Titel Fliehkraft nimmt Alge Bezug auf die Veränderungen in einer zunehmend konstruierten und dynamisierten Welt, in der die Illusion von Privatheit, Zurückgezogenheit, Rückbezugsmöglichkeiten auf Vertrautes endgültig als obsolet ausgewiesen erscheint.