Der Wiener Künstler Herbert Hofer nennt seine Ausstellung im Studio der Neuen Galerie "Chrushed". Damit ist ein Deformationsvorgang beschrieben, der üblicherweise auf Destruktion, auf Negatives hinweist. In der Tat sind diese Prozesse Transformationen - von Raum zu Skulptur, von Bild zu Skulptur, von Text bzw. Sprache zu Skulptur. Das Element Raum ist für den autodidakten Künstler das zentrale Anliegen. Der Raum wird als eine dem Menschen selbstverständlich erscheinende Begrenzung empfunden. Nicht Schutzbedürfnis allein ist es, das uns Räume bauen lässt, sondern auch die Möglichkeit sich kleinere überschaubarere Einheiten zu schaffen. Die Existenz von Organischem in diesen Räumen - egal ob öffentliche Räume, wie Museumsräume, oder private Räume, in denen gewohnt wird - lässt die Transformation zu. Der Raum wird selbst organisch - beginnt zu sprechen (Textnetze), beginnt sich zu deformieren (zur Skulptur deformiertes Foto) und betreibt Selbstanalyse (Abgüsse von Ecken). Die zentrale Gesetzmäßigkeit der Minimal Art (Ort und Präsenz) findet hier einen Kommentar, eine konsequente Weiterführung. Letztendlich finden sich auch dort die wesentlichsten und direktesten Ansätze einer Beziehung zwischen Organischem und dem Raum bzw. dem Objekt.
Die Überlegungen von Gilles Deleuze zur "Falte" liegen hier nahe. Mit Leibniz unterscheidet Deleuze die Unterschiedlichkeit von Körper und Seele, wobei er am Schluss doch die Ähnlichkeit der beiden erkennen muss: "die Falten der Seele ähneln den Faltungen der Materie". Herbert Hofer zeigt folglich auch Fotos von sich in denkender Haltung. Die Deformation, die durch die Gedanken, den Gedankenfluss (dessen Konsistenz) entsteht, ist beides. Es ist Faltung des Materials und natürlich Faltung des gedanklichen Innenraumes, der sich nach außen manifestiert und ersteres eigentlich erst bewirkt. Ähnlich verhält es sich mit dem Raum.
(Günther Holler-Schuster)