In den späten 20er und den 30er Jahren erlebte die Werbung einen großen Bedeutungszuwachs als Ausdruck einer zukunftsorientierten Gesellschaft: die Wichtigkeit von Werbemaßnahmen wurde von Firmen und Unternehmen erkannt, der Gestattung von Plakaten als Werbeträger wurde große Aufmerksamkeit geschenkt.
Was heute grafic-design ist, wurde zu dieser Zeit vorwiegend von Künstlern geleistet, mit denen die Produktanbieter zusammenarbeiteten.
In Graz waren es vor allem die Künstler Fritz Silberbauer, Ferdinand Pamberger, Heinz Reichenfelser und Hanns Wagula, die mit der Plakatkunst verbunden wurden.
Hanns Wagula, der künstlerisch sehr vielseitig begabt war (er spielte auch in einer Jazzband), kam über die Malerei zur Gebrauchsgrafik. In den 20er Jahren, als das Grazer Kunstgeschehen mit Thöny, Wickenburg, der Sezessionsgründung 1923 äußerst progressiv war, war Wagula stilistisch dem Kubismus bzw. einer abstrahierenden expressiven Kunstauffassung verpflichtet. In diese Zeit fallen erste Aufträge für Plakatentwürfe, die er aus ökonomischen Gründen annehmen musste. Wagulas Renommée als Werbegrafiker war bald international, er bekam zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Das charakteristische Wagula-Plakat - hier mag eine Amerikareise Inspirationsquelle gewesen sein - entsteht aus einer großflächigen Plakatauffassung, in die er, großzügig abstrahiert bzw. stilisiert, Bildgegenstände einbringt. Eine Verbindung aus Typografie, geometrischer Form und Bild ist für ihn typisch. Aus diesen Komponenten war Wagula in der Lage, eine starke Suggestivwirkung zu erzielen; das Produkt, ob Ware, ob Landschaft, die als touristisches Juwel angeboten werden soll, erscheint positiv als wichtigster und tragender Bildreiz. Dieses Phänomen wird vor allem in seinen Arbeiten für die Fremdenverkehrsbranche deutlich.
Darüberhinaus sind die Entwürfe des Künstlers einer strengen stilistischen und kompositorischen Formulierung unterzogen. Spannungsvolle Farb- und Formenkontraste, Flugzeuge, die im Gegensatz zu desideratartigen Landschaften stehen, ein Schispringer, der die Bildoberfläche sprengt, indem er scheinbar in das Imaginäre springt, sind als spannungsreiche Stilmittel gestalterisch eingesetzt. Ende der 30er Jahre schafft Wagula eine Reihe von Plakaten für die steirische Fremdenverkehrswerbung, in denen er seine dynamische, fortschrittsgläubige Haltung zugunsten einer weicheren, romantischeren Landschaft und Natur betonenden Komposition aufgibt.