Gundi Berghold

29.04. - 29.05.1993

Bildinformationen

Laufzeit

29.04. - 29.05.1993

Ort

Neue Galerie Graz

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Über die
Ausstellung

Studio der Neuen Galerie Graz


Zusatzinformationen

Ort: Studio der Neuen Galerie Graz

Gundi Berghold inszeniert mit ihrer Installation das Zusammenspiel mehrerer Ebenen von Repräsentation und Wahrnehmung. Ein Objekt im Raum, Monitore an den Stellen des unterbrochenen Linienflusses dieser Konstruktion und von den Wänden abgesetzte Glasscheiben, bilden das Vokabular. Augenfällig ist zunächst das in die Dimensionen des Raumes konstruierte Zeichen. In seiner materiellen Präsenz entwirft es eine teilrepräsentierte Architektur aus geometrischen Elementarformen. In dieser Funktion scheidet der starre Linienzug aus Stahl den Umraum vom Volumen, dessen Basis ein geöffneter Kreis ist, und entwirft einen Ort. Der Betrachter wird sich nachdem er durch seine Eigenbewegung im Rau die plastische Gestalt fahren hat im so definierten Zentrum einfinden um in der Dauer seines Verweilens dem zeitlichen Verlauf fließender Bilder zu folgen die von zwei Monitoren ausstrahlen Die abstrakten Bildsequenzen formulieren den Bewegungsrhythmus eines Kreises welcher durch die kurzzeitige Fortführung der unterbrochenen Metallstabe die Vorstellung eines Ganzen der teilrepräsentierten Räumlichkeit ermöglicht Die so gezahlte Zeit im Takt dieses Gleichlaufes verweist auf einen umfänglicheren Bedeutungskreis, dessen Bahn die auf transparente Glasscheiben gezeichneten Piktogramme berührt.

Vom so entworfenen Horizont aus wirkt der zur skripturalen Anschreibung verdichtete Formgedanke als Zeichen welches durch seine Linienführung im Raum plastische Realität gewinnt Dieser Wechsel von der Schrift und die gleichsam gestische Einschreibung in den Raum entwirft ein weiteres Feld von Bedeutungen, das durch auf den Raum und die architektonische Praxis bezogenen Begriffe ordnende Koordinaten erhält.

Im Kontrast zunächst überhöht, lässt sich die Konstruktion im Raum als Werk lesen, das die klassischen Bemühungen im Versuch, das Verhältnis von Idee und Abbild, die Macht von Form und die Subversion platonisch aristotelischen Denkens, unterbricht. In die skulptural ausgeformte Linie des Piktogrammes sind zwei Monitore gesetzt. Für kurze Momente wird im Vor übergleiten der immateriellen Vertikale die Bruchstelle geschlossen. Eben dieser vermeintliche Abschluss und der damit bedingte Einbruch eines Bewusstseins, das sich aus der Erfahrung im theoretischen wie künstlerischen Umgang mit neuen Medien gestaltet, gibt dem eingangs erwähnten Wechselspiel seine Impulse. Das klare Selbstverständnis dieses Denkens ermöglicht Gundi Berghold den Regress auf klassische Positionen, um diese durch ihre inspirierte Formfindung von einem gegenwärtigen Denken her zu öffnen.

Kurt Kladler, 1993