Ein Blick in das Innere des Körpers ist für medizinisch nicht geschulte Personen, insbesondere auch für Kinder, nicht einfach. Nun hat sich gezeigt, dass gestrickte Objekte als angenehm und vertraut empfunden werden. Wolle weckt das Bedürfnis zum Betrachten und Berühren anatomischer Strukturen, die man sonst nicht gerne anschauen oder gar angreifen würde. Statt des natürlichen Ekelempfindens entsteht eine positive Haltung zum Bild des inneren Körpers. Wolle lässt ein Wohlgefühl bei der Betrachtung des eigenen Inneren entstehen. Das flexible textile Material hat darüber hinaus den Vorteil, dass es eine Alternative bei medizinhistorisch und ethisch schwer zu lösenden Fragen wie der Verwendung und Präsentation von Humanmaterial bieten kann. Die Ausstellung ist Teil eines vom Österreichischen Wissenschaftsfonds gefördert Projekts (AR 705-G), das an der Universität für angewandte Kunst Wien realisiert wird.
Katharina Sabernig hat sich als Ärztin und Anthropologin mit anatomischen Illustrationen, visualisierter Medizin und tibetischer medizinischer Terminologie beschäftigt. Inspiriert von der Vielfalt anatomischer Darstellungen und den damit verbundenen ethischen Fragen, begann sie 2015 anatomische Objekte zu stricken. In ihrem aktuellen Projekt werden die dreidimensionalen Kreationen nicht nur ausgestellt, sondern auch durch Fotografie, Videoanimation und performative anatomische Vorträge zur Wissensvermittlung mithilfe der Kunst präsentiert.