Gerold Tagwerker (1965 in Feldkirch geboren, Studium am Mozarteum in Salzburg, lebt in Wien) hat für das barocke Stiegenhaus der Neuen Galerie eine Wandarbeit mit metallisch reflektierenden Klebebändern entwickelt. Er setzt dieses Industrieprodukt als malerisches Mittel ein, Tagwerker versteht sich also als Maler des Tafelbildes. Die Bänder werden von links nach rechts angelegt und aufgeklebt und im Laufe der Arbeit immer mehr übereinander geschichtet. Das Ersetzen von Farbe durch Klebebänder und von Leinwand durch eine Mauer bedeutet, dass Tagwerker die Idee der Malerei vom historischen Zustand des Tafelbildes (der Ölmalerei) befreit und die malerische Visualität mit neuen Materialien in den Raum ausdehnt. In der Verwendung eines für die Serie geeigneten Industrieproduktes nähert er sich auf kühl distanzierte Weise der Tapetenkunst. Tagwerker steht also in der Tradition jener österreichischen Kunstgruppe mit Peter Kogler, Josef Dabernig, Heinrich Dunst u.a., welche das Feld der Malerei diskursiv und spatial erweitert. Malen besteht im horizontalen Bandagieren der Trägerelemente, im aktuellen Fall der riesigen Wandfläche unter dem barocken Deckengemälde des Stiegenhauses, das durch die Spiegelung in den Klebebändern zum Bestandteil und Inhalt der Arbeit wird.