Franz Senkinc

Ein widersprüchlicher Avantgardist

29.07. - 10.09.2006

Bildinformationen

Laufzeit

29.07. - 10.09.2006

Eröffnung

28.07.2006, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Günther Holler-Schuster

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Über die
Ausstellung

Hofgalerie der Neuen Galerie Graz


Zusatzinformationen

Ort: Hofgalerie der Neuen Galerie Graz

Die Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum hat es sich zu einer wesentlichen Aufgabe gemacht, nahezu verlorene künstlerische Positionen vor dem Vergessen zu bewahren. Das tut sie auch mit der Ausstellung über den Wiener Maler, Fotografen und Grafiker Franz Senkinc.

Seine künstlerische und handwerkliche Ausbildung erfuhr Franz Senkinc (1902-1955) in Wien an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und der Kunstgewerbeschule. Sein malerisches Frühwerk war stark geprägt von Einflüssen Egon Schieles und seines Freundes O.R. Schatz. Überhaupt bildete Senkinc mit O.R. Schatz und den Künstlern Max Zülow, Rudolf Pointner und Karl Wiener einen Freundeskreis, dem auch Oskar Kokoschka zeitweilig angehörte. Diese Künstler waren widerständig eingestellt und versuchten, einen freieren gesellschaftlichen Entwurf zu leben. Derartige alternative Gesellschaftsformen, die sich gegen traditionelle Formen des Zusammenlebens, wie die Ehe, richteten und teilweise von Wilhelm Reich angeregte Sexualvorstellungen umsetzten, fanden gerade in Franz Senkincs Kunst starken Niederschlag.

Senkinc experimentierte ständig in seiner Kunst. Neben Collagen, kleineren Materialbildern und Zeichnungen auf Transparentpapier war es vor allem die Fotografie, die Senkinc bis 1935 intensiv beschäftigte. In diesem Medium erzielte er auch seine außerordentlichsten Resultate. Die stark vom Hell-Dunkel-Kontrast geprägten Bilder, die von klassischen Genres wie Stillleben oder Portrait ausgingen, entwickelten sich einerseits zu einer surrealen Magie (Portraits) und andererseits zur Abstraktion (Stillleben). Senkinc war in diesem Moment der internationalen Entwicklung sehr nahe. Der Surrealismus, den er in seinen Gemälden anwendete, ist nicht mit der phantastisch-schaurigen Tradition eines Kubin oder Herzmanovsky-Orlando zu vergleichen, sondern eher am Surrealismus eines Max Ernst oder André Masson und der Pittura Metafisica von Giorgo de Chirico orientiert. Aber auch dadaistische Elemente, die an Francis Picabia oder Raoul Hausmann erinnern, durchziehen sein Werk. Parallel dazu malte Senkinc zwischen 1938 und 1950 sehr traditionelle, manchmal expressiv angelegte Landschaftsbilder, die absolut widersprüchlich zur sonst progressiven bzw. avantgardistischen Einstellung sind. Unmittelbar nach 1945 entstanden wiederum großformatige Collagen, die meist auf sehr direkte Weise den Wahnsinn und die Tragödie der Naziherrschaft bzw. des Krieges thematisieren. In seinen späten Schaffensjahren widmete er sich wieder surrealistischen Überlegungen, die erneut sehr stark sexuell motiviert waren.