Brus hat von sich selbst gesagt, kein großer Erneuerer der grafischen Künste zu sein. Konsequent hat er in den konventionellen Techniken der Kaltnadelradierung, der Lithografie und des Siebdrucks gearbeitet. Technische Experimente haben ihn nicht sonderlich gereizt, wohl aber die unterschiedlichen Ausdrucksmodalitäten, die das jeweilige Verfahren mit sich brachte: „Mir kommt es alleine auf die künstlerische Intensität der Verletzung des gegebenen Metalls an. Vielleicht wäre der Begriff ,Kupfermörder‘ manchmal angebracht.“
Gerade seine Kaltnadelradierungen widerspiegeln die körperliche Anstrengung und den enormen Kraftaufwand, der ihrer Entstehung zugrunde liegt. Mit Stahlnadeln, Taschenmessern, Scheren und Drahtbürsten hat Brus die Metallplatte bearbeitet, ja richtiggehend attackiert. Die aktionistische Verletzung der Oberfläche, das rastlose Arbeiten bis zur Erschöpfung, die Intensität der gestischen Handschrift zeigen sich geradezu paradigmatisch in den Blättern der Ausstellung. Wie bei seinen Zeichnungen auf Papier, agiert Brus immer direkt in die Platte, ohne Skizzen oder Vorzeichnungen. Der direkten Kunst ist er seit den frühen Aktionen treu geblieben.
Diese Ausstellung versammelt erstmals vollständig sämtliche Druckgrafiken von Günter Brus: von den frühen Arbeiten im Spiritusdruckverfahren für die Einladungen zum Direct Art Festival (1967) über die Matrizen- und Siebdrucke der 1970er-Jahre bis hin zu den großen Radierungen der Nullerjahre.
Der Großteil der Arbeiten kommt aus der Sammlung des BRUSEUMs.