Stecher, geboren 1968, lebt und arbeitet in Wien, wo er an der Akademie der bildenden Künste bei Arnulf Rainer Malerei studiert hat. Er ist bis jetzt auch hauptsächlich durch seine Malereien und Collagen, die er aus Text und Bildfragmenten komponiert hat, hervorgetreten. Ähnlich wie in seinen Collagen, bedient er sich auch in den Zeichnungen vorgefundenen Materials. Fotos (Familienfotos), Magazine, Zeitungen und andere trivialästhetische Erscheinungsformen sind damit gemeint. Somit entspricht Clemens Stecher einer gegenwärtigen visuellen Kultur, die man als eine Kultur des Amalgams bezeichnen kann - sie vermag sich jedwede bildnerische Tradition anzuverwandeln. Das gilt für die Malerei der 90er Jahre genauso wie für die Zeichnung dieser Zeit - andererseits auch für Videoclips, Computerspiele oder Grafik-Design.
Peter Weibel konstatierte anläßlich der Ausstellung "pittura immedia" 1995 ein grundlegendes Faktum, nämlich die "grausame Entdeckung", daß "am Grunde des Bildes bereits ein Bild" ist. Für die KünstlerInnen von heute wird diese Entdeckung wohl noch zentraler und bestimmender werden. Der quantitativ wachsende Konsum von fotografischen, filmischen Bildern, sowie solchen der Werbung und der Comics ist nicht nur Ausgangspunkt von medienkritischen Ansätzen innerhalb der Kunst, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei neuen Subjektivismen von KünstlerInnen. Die eigene Person sowie deren Befindlichkeit spielen gegenwärtig in der Kunstausübung eine bedeutende Rolle. Das hat jedoch nichts mit expressiven Leidensattitüden zu tun.
Auch Clemens Stecher reflektiert in seinen Zeichnungen die ihn umgebende visuelle Erscheinungswelt. Bereits entwickelte Darstellungsmöglichkeiten scheinen als Orientierungshilfen zu dienen um das Subjekt zu verorten. Bilder und Texte sind oft auf einem Blatt zusammengebracht und folgen äußerlich keiner eindeutigen Logik. Sowenig der Text Erklärung des Bildes ist, ist das Bild dessen Illustration. Auf der Ebene der grafischen Erscheinung allerdings spielen die verschiedenen Elemente einer Zeichnung wieder zusammen. Schriften werden, ähnlich wie beim Cartoon, nicht nur nach inhaltlichen, sondern auch nach ästhetischen Gesichtspunkten in die Komposition integriert. Auch im Comic oder der Bildgeschichte sieht der Betrachter mehr als im Abbild dargestellt ist.
Roland Barthes äußert sich über das Betrachten von Fotos folgendermaßen: "Auf das Photo eingehen heißt, es umdrehen, ins Papier eindringen, auf seine Rückseite gelangen (das Verborgene ist für das wesentliche Denken "wahrer" als das Sichtbare)." Er resümiert pessimistisch: "Es (das Foto) kann nicht sagen, was es zeigt." Clemens Stecher versucht durch seine Vorgehensweise (er geht oft von vorhandenen Fotos aus) dieses "sagen-was-es-zeigt", für sich zu ermöglichen, was auch dem Betrachter einen tieferen Einblick verschafft.
Mit Clemens Stechers Ausstellung "tasty little Staat" setzt die Neue Galerie im Studio die Serie zum Medium Zeichnung fort.
Clemens Stecher 1968 geboren in Wien; lebt in Wien.