Der Künstler, Film-, Opern- und Theaterregisseur Christoph Schlingensief (geb. 1960) hat mit „The African Twintowers" eine Installation geschaffen, die nordische Sagenwelt und afrikanisches Schamanentum ebenso miteinander verbindet wie die Musik von Patti Smith mit Textsegmenten von Elfriede Jelinek und dem Spiel der Fassbinder-Ikone Irm Hermann. „The African Twintowers" umfasst mehr als 180 Stunden Filmmaterial. Es ist der Entwurf eines Porträts der Alltäglichkeit, eine Inszenierung deutscher Gegenwart in kolonialer Vergangenheit. Die letzten Überlebenden einer Festspieldynastie treffen auf Wagners gestrandete Helden - in einem einzigen Bilderreigen stürzen sie gemeinsam in den mystischen Abgrund.
Der Film wurde 2005 in Lüderitz/Namibia gedreht. Anschließend galt das Material lange Zeit als verschollen. Großteile der Aufnahmen entstanden in der AREA7, einem modern-sterilen Wellblech- Slum vor den Toren dieser von der Zeit vergessenen Stadt. Mit den Bewohnern von AREA7 errichteten Schlingensief und sein Team eine begehbare Drehbühne, Animatograph genannt, und experimentierten mit dem dreidimensionalen Kino, das jeder betreten und jeder bespielen kann. Wesentliche Bestandteile des namibischen Animatographen hielten 2006 Einzug ins Wiener Burgtheater (AREA7 - Eine Matthäusexpedition).
„The African Twintowers" ist der abschließende Schwerpunkt jenes Projekts der Neuen Galerie Graz, das 2006 mit „Slum" begann und 2007 mit der erfolgreichen Großausstellung „UN/FAIR TRADE" fortgesetzt wurde, und das sich an der Schnittstelle von künstlerischen und (sozial)wissenschaftlichen Diskursen bewegt hat. Das Projekt ist eine Kooperation von Neue Galerie Graz und steirischer herbst.