Die Künstlerin ist zu diesem Zweck ins Euro Disney (nahe Paris) gereist, um sich bewußt diesem kulturellen Fantasyland auszusetzen.
Für viele KünstlerInnen, die wie Christine Gloggengiesser mit Comics und Fernsehen aufgewachsen sind, ist dieser triviale Kosmos völlig selbstverständlich. Man empfindet sich als Teil dessen und wendet das entsprechende Vokabular in der künstlerischen Praxis an. Walt Disneys Vision, in der er die Architektur im Disneyland als dreidimensionale Geschichte sieht, scheint hier wörtlich genommen zu sein. Das Zusammenwirken aller Medien kreiert diese neue Welt. Gloggengiesser verwendet deshalb in der Ausstellung "GRACE" im Studio der Neuen Galerie nicht das naheliegende, aber traditionelle Medium der Zeichnung, sondern sie arbeitet in erster Linie mit elektronischen Bildern (Videos). Die Videos zeigen die Künstlerin im Euro Disney - ihre Erlebnisse, die sie dort zwischen Wild West und Südsee gemacht hat. Die zeitlichen wie örtlichen Unterschiede sind in diesem "Paradies" aufgehoben. Geschichte wird Gegenwart, die Südsee kommt nach Paris - das alles an einem Ort und zwar zur selben Zeit. Außerdem spricht Mickey Mouse hier französisch. Der Betrachter wandert in der Ausstellung die Monitore ab - umfangen von atmophärischer Musik (vom Originalschauplatz) - und begleitet die Künstlerin auf ihrer Reise.
Beim "Wild West- Ride" im Euro Disney stürzt der Zug nicht von der wackeligen Holzbrücke in die Tiefe, obwohl die Angstschreie der Passagiere weithin zu hören sind. Wie im Comic ist der Sturz zwar laut und höchst dramatisch, jedoch nicht tragisch. Kino und Fernsehen haben auf ihre Weise das Sehen und auch das Verständnis der Welt sowie ganz allgemein das Reale verändert. Es ist daher fast unmöglich, das Reale und seine fotografische oder kinematografische Repräsentation nicht zu verwechseln - wozu auch.
Christine Gloggengiesser, geb. 1962 in München, lebt in Wien