In den 1960er Jahren entwickelten sich neue Formen eines kulturellen Aktivismus, die einen Ausweg aus der Abstraktion suchten. Konzepte und Aktionen, Manifeste und Collagen, Happenings und urbane Interventionen versuchten, Poesie und Politik auf neue Weise zusammenzubringen. Die kritische Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Politik und ein intellektueller Protest, der auf anarchischer Spontaneität, Tabubruch und kreativem Spiel basierte, eröffneten der Kunst neue Räume. Die vier genannten Künstler spielten dabei eine zentrale Rolle. Ein Großteil der Exponate in der Ausstellung stammt aus der Sammlung Harald Falckenberg. Der Hamburger Unternehmer und Jurist, Autor des provokanten Buches "Ziviler Ungehorsam - Kunst im Klartext", zählt wegen seiner Vorliebe für radikale Kunst und seinem Gespür für zeitgenössische Tendenzen sowie dem außerordentlich großen Umfang an Werkkomplexen, die er erwirbt, für viele Magazine zu den 100 wichtigsten und einflussreichsten Sammlern der Welt.
In Kopenhagen und New York arbeiteten unabhängig voneinander Arthur Köpcke und Öyvind Fahlström. Ohne dass sich die Künstler je begegneten, sind Werkblöcke auffallend ähnlich. Der Hamburger Köpcke schuf im selbstgewählten Exil in Dänemark Serien von rätselhaften collagierten Bildern und Reliefs, der Schwede Fahlström schuf Kombinationen aus Spiel und Bild mit mobilen Elementen, die vom Besucher verschoben werden konnten. Beiden gemeinsam ist unter anderem die Einbeziehung des Rezipienten und die damit verbundenen Entschlüsselungsversuche der einzelnen Arbeiten. Die Öffnung des Werkbegriffs durch Collagierung, die Dynamik der Geste und die Ausdehnung in den Raum ist ebenfalls für beide bezeichnend. Eine enge Freundschaft bestand zwischen Fahlström und dem Isländer Erró, die einander 1962 in New York trafen. Auch Errós Arbeit ist geprägt durch die Synthese unterschiedlicher Stilmittel und Materialien und die starke Auseinandersetzung mit sozialpolitischen Fragen. Bereits seit 1955 wiederum verbindet Erró und Jean Jacques Lebel eine enge Freundschaft. Lebel, dessen Vater Robert die erste grundlegende Monographie über Marcel Duchamp verfasst hatte, wuchs während des Zweiten Weltkriegs im Umfeld von Duchamp und André Breton auf. In Paris veranstaltete er um 1960 die ersten Happenings in Europa.
Die Ausstellung zeigt schwerpunktmäßig frühe Arbeiten der 1960er und 1970er Jahre und soll in ausgewählten Werken einen Überblick über die in Österreich kaum bekannten Zusammenhänge und kunsthistorische Bedeutung dieser Künstler geben, die durch die Wiederentdeckung durch eine junge Generation an neuer Aktualität gewonnen haben.