Nach Anton Herzls Studium bei Attersee in Wien entstand bei ihm der Wunsch, sich dem narrativen Malstil zu entziehen und die Eigenwelt einer Bildwelt zu erforschen, die nur ihren eigenen technischen und ästhetischen Parametern entspringt. Der Reiz dieser Arbeiten auf Papier liegt schon darin begründet, dass Herzl nicht wie traditionell üblich, weißes Papier als Malvorlage nimmt, sondern im Gegenteil schwarzes Papier (daher der Titel Schwarze Aquarelle). Der Zufall kam ihm dabei zur Hilfe - Herzl entdeckte den Plakatkarton als eine Maloberfläche, die speziell bei Aquarellfarben besondere Eigenschaften an den Tag legt. Das beschichtete Papier reagiert zunächst wasserabweisend und beginnt dann nach einigen Minuten doch das Wasser und den Leim der Aquarellfarbe aufzusaugen. Dadurch entstehen je nach Zusammensetzung der Färbemittel und der Art des Farbauftrages blasenartige Formen, oftmals mit transparenten Feldern. In der Folge verwendete Herzl farblose Acryllacke wie eine Farbe der Farbpalette selbst, die ungleichmäßig aufgetragen wurden. Durch dieses experimentelle Forschen im Geiste der Alchemie, das mehr von der Methode als vom Ziel getragen wurde, mehr vom zufälligen Finden als vom gezielten Suchen, entwickelte Herzl eine Formenwelt, die am besten mit dem Wort Informel gekennzeichnet werden kann. Insgesamt bezeichnet für Herzl das Informelle einen Zustand der Possibilität, wo alles möglich ist. Die amorphe Welt der sich selbst und dem Plakatkarton überlassenen Aquarellfarben, wird aber vom Betrachter immer wieder zu kognitiven Interpretationen und Assoziationen herangezogen. Das Gehirn des Betrachters sucht auch bei formlosen Bildern nach bekannten Mustern und Formen. So ist es möglich, in Herzls abstrakten Arbeiten auf Plakatkarton biomorphe Strukturen und anthropomorphe Gestalten zu erkennen, zumindest an Bilder erinnert zu werden, die man von mikro- und teleskopischen Bildern kennt.
Aus der Einsicht, dass es dem Betrachter nicht verwehrt werden kann, auch in formlosen Bildwelten bekannte Muster und Formen zu erkennen, hat Herzl die Konsequenz gezogen und die formlosen Ergebnisse der Aquarelltechnik mit Darstellungen aus Wissenschaftszeitungen und Zeitgeistmagazinen konfrontiert, welche die Kulturtheorie als niedrig bewertet. So hat er die Formenwelt der High-culture mit der Formenwelt der Low-culture in Spannung gesetzt und durch dieses Aufeinandertreffen das Absolute der Malerei durch die populären Massenmedien relativiert. Dieses surreal anmutende zufällige Treffen von Wissenschaft, Kunst und Unterhaltung auf einem Plakatkarton bedeutet die Rückkehr zur Erzählung, zumindest zu einem Interpretationsvorschlag für eine Erzählung. Anton Herzls schwarze Aquarelle und sonstige Arbeiten auf Plakatkarton sind also nicht nur eine persönliche Summe tradierter Techniken mit dem Medium Papier, die er aktualisiert hat, sondern seine Weiterentwicklung von Techniken des Surrealismus, des Informels und der Pop Art, dreier an sich konträrer Kunstrichtungen, die das Verdienst haben, unsere alten Bildvorstellungen aufzulösen und abzulösen.