André Cadere 1934-1978

Unordnung herstellen (Retrospektive)

09.08. - 08.09.1996
André Cadere 1934-1978

Laufzeit

09.08. - 08.09.1996

Eröffnung

08.08.1996, 19 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Dirk Snauwaert, Peter Weibel

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Über die
Ausstellung

Zusatzinformationen

In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein München und dem Hamburger Kunstverein

Unterstützt von Association Francaise d`Action Artistique und Ministère des Affaires Etrangères, Paris

Andre Cadere wurde 1934 in Warschau als rumänischer Staatsbürger geboren und ist 1978 in Paris gestorben. 1967 emigrierte er von Rumänien nach Paris und hat ab 1970 seine Arbeit erst im Kreis der Pariser Avantgarde, dann in Europa und New York in Ausstellungen und Straßenaktionen gezeigt. Cadere hat seine Arbeiten immer „Barre de Bois Rond“ (Rundholzstange) genannt. Die „runde Holzstange“ setzt sich aus bemalten Segmenten zusammen. deren Länge gleich ihrem Durchmesser ist. Die Aufeinanderfolge der verschiedenen Farben schließt systematisch einen Fehler ein. Die Stücke sind nicht signiert. Die Stangen werden auf verschiedene Arten präsentiert, im Kontext der Kunst, genehmigt und nicht genehmigt. und außerhalb dieses Kontextes. z.B. in der Warteschlange von Patienten. Solcherart hat Cadere den Autonomiebegriff der Kunst durch Konfrontation mit einem unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontext relativiert.

Cadere zielte auf „eine Malerei ohne Ende“ (Peinture sans fin). gerade indem er die herkömmliche Malerei beendete. Dies nicht nur formal, weil die bemalte Oberfläche seiner Holzstangen zylindrisch ist, also ohne Ende, ohne Vorder- oder Rückseite, sondern auch ideologisch, indem seine Form der Malerei die Präsenz der Wand und der Galerie nicht benötigte. Seine mobile Malerei, unabhängig von Mauern, zeigt die Grenzen und Nutzlosigkeit der Galerien. Caderes Arbeiten wurden daher oft konfisziert und in Abstellräume verbannt.

Die Ausstellung setzt sich aus 50 Rundholzstangen und 2 Rauminstallationen zu je 8 Rundholzstangen zusammen und wird durch drei kurze Dokumentarfilme. viele Fotografien von Cadere bei Veranstaltungen. Diskussionen oder Rundgängen, als auch durch Einladungskarten, Plakate, ein Radiointerview und Veröffentlichungen vervollständigt. Eine Reihe von Cartoons des belgischen Künstlers Jacques Charlier zeigen Caderes polemische Beziehung zur Kunstwelt der Siebziger Jahre.

Das Buch „Geschichte einer Arbeit“. sein ausgewähltes Werksverzeichnis, das Cadere am Ende seines Lebens zusammenstellte. erscheint erstmals auf Deutsch. Diese Fassung wird ergänzt mit einem zweiten Buch „Unordnung herstellen“, das in der Erstfassung fehlende Ausstellungen. eine Lesung von Cadere, Texte von Bernhard Marcelis, s/w- und Farb-Fotografien enthält und eine vollständige Biographie und Bibliographie anführt. Deutschsprachig, 2 Bände. 260 Seiten, rund 150 Abbildungen, kosten öS 280,—.

Die Ausstellung und Publikation kamen in enger Zusammenarbeit mit Bernhard Marcelis, der das Andre Cadere Archiv vertritt, zustande und wurden mit dem Kunstverein München produziert, dem dafür gedankt sei.