a müvészten túl

Jenseits von Kunst

18.10. - 24.11.1996

Bildinformationen

Laufzeit

18.10. - 24.11.1996

Eröffnung

17.10.1996, 18 Uhr

Ort

Neue Galerie Graz

Kuratiert von

Peter Weibel

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Über die
Ausstellung

Ludwig Múzeum Budapest


Zusatzinformationen

Ort: Ludwig Múzeum Budapest

Eine Kooperation der Neuen Galerie Graz und dem Ludwig Múzeum Budapest

Österreich und Ungarn scheinen im Kulturbetrieb dazu verurteilt, Schauplatz liebgewordener Illusionen, beliebig austauschbarer Klischees und abgelaufener Geschichtsbilder im Dienste reaktionärer Ideologien zu sein. Den verzerrenden Anekdoten, verfälschenden Aneignungen und obskuren Kuriosa wird eine Ausstellung entgegen gestellt, die vor allem die unbekannte Wirklichkeit der gemeinsamen Kultur- und Geistesgeschichte von Österreich und Ungarn in ausgewählten Beispielen vorstellt. Im Vergleich der beiden Länder werden kulturelle Leistungen sichtbar, die dem anderen wie auch dem eigenen Land nicht vertraut sind. Beide Länder haben von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart Kunstrichtungen und Denkströmungen begründet oder wesentlich mitgetragen, die eigenständige, spezifische Beiträge zur Weltkultur bilden. Dabei ist es notwendig, über klassische Disziplinen der Kunst hinauszugehen, um zu zeigen, dass die Begabungen dieser beiden Völker besonders in formalen, abstrahierenden Methoden der Weltauffassung (in den Formalkünsten und -wissenschaften) zu liegen scheinen.

Eine Länderschau kann heute nicht mehr auf historischen Vorstellungen von Staat, Nation, Volk, Kultur beruhen. Da viele der KünstlerInnen und Wissenschaftlerlnnen aus religiösen, ethnischen oder politischen Gründen ihre Heimat verlassen mussten und im Ausland, im Exil, in der Diaspora, z.B. in England, Frankreich, Nordamerika, gelebt, gearbeitet und ihre Ideen realisiert haben, ist natürlich zu fragen, inwieweit Nationalität, Volk, Staat, Kultur konstruierte bzw. fiktive Identitäten sind. Zu sehr hat die Politik im Namen der eigenen (oder fremden) Nation und im Namen irgendeines Volkes die eigene (und fremde) Kultur immer wieder zerstört.

Gleichzeitig haben Individuen und Gruppen den politischen Umstürzen, Verwüstungen und Verbrechen getrotzt und entweder innerhalb oder außerhalb des eigenen Landes kulturelle und wissenschaftliche Leistungen von Weltgeltung hervorgebracht, die aber in der Heimat selbst aufgrund der jahrzehntelangen Herrschaft totalitärer Systeme stetig vertrieben oder verdrängt worden sind und noch werden. Kultur ist offensichtlich als ein immer wieder neu geflochtenes Netz jenseits geopolitischer, nationaler, staatlicher, ethnischer Grenzen, als eine Übersetzungsarbeit von Generation zu Generation aufzufassen. So ist es möglich, dass trotz der Exilierung nahezu aller Beteiligten die gemeinsamen geistigen Strömungen zwar ihre geographische Einheit verloren haben, sie aber - rückimportiert nach Österreich und Ungarn - wieder fortgesetzt und weiterentwickelt werden. Die Leistungen und Werke von ca. je 100 österreichischen und ungarischen KünstlerInnen und ebenso vielen Wissenschaftlerlnnen werden mosaikartig vernetzt und nach einem neuartigen problemgeschichtlichen Modell präsentiert. So entsteht eine innovative und informative Kartographie der Kultur.