Bezirk Leoben

Bildinformationen

Der steirische Brotlaib – Postkartenimpressionen rund um den Erzberg

Der steirische Brotlaib, wie der Erzberg auch genannt wird, zählt mit Sicherheit zu den „Bildikonen“ der steirischen Wirtschaftsgeschichte.
Seit nunmehr über 100 Jahren zählen fotografische Aufnahmen von den spektakulären Sprengungen zur Gewinnung des wertvollen Feinerzes zu den beliebtesten Postkartenmotiven aus Eisenerz. Auch Abbildungen vom sogenannten Schichtturm werden gerne in alle Welt verschickt. 1581 beschlossen die Eisenerzer Radmeister – also die Besitzer der Schmelzöfen – ein Wachthaus mit Glocke zu errichten, welche die Knappen zur Arbeit (Schicht) rufen sollte.

Heute werden jährlich rund 12 Millionen Tonnen Gesteinsmaterial am Erzberg abgebaut, woraus im Vorjahr fast drei Millionen Tonnen Eisenerz gewonnen wurden. Arbeiteten in den 1970er-Jahren noch bis zu 2.500 Menschen im Betrieb, braucht es nun aufgrund des technischen Fortschritts nur noch rund ein Zehntel an Mitarbeitern. Neben Detailaufnahmen vom Tagbau und von den Hochöfen finden sich auch Arbeitersiedlungen auf zahlreichen Postkarten wieder.

Der wirtschaftliche Aufschwung auf dem Erzberg mit all seinen Betriebsanlagen spiegelte sich um die Jahrhundertwende auch im Ortbild wider. Die angewachsene Einwohneranzahl verlangte zunehmend Wohnraum für die vielen Arbeiter und ihre Familien sowie humanitäre Versorgungs- und Bildungsstätten wie das erste Eisenerzer Werksspital oder die Hauswirtschaftsschule. Die Wohnsiedlungen wurden zum Teil direkt auf dem Berg, in Trofeng oder im Münichtal errichtet und wurden nach und nach der Zeit entsprechend mit Strom versorgt. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sich allmählich aus einem bescheidenen Eisenmarkt ein Industrieort gebildet. Seine arbeitsbedingten Bauten und Anlagen erstreckten sich deutlich sichtbar vom Münichtal bis ins Krumpental.

In der NS-Zeit folgten noch zwei weitangelegte Wohnsiedlungen für all jene kinderreichen Familien, die sich in jener Zeit in Eisenerz niedergelassen hatten. Der Rüstungsindustrie, besser gesagt den Vertretern der Hermann-Göring-Werke auf dem Steirischen Erzberg, kam die Zuwanderung sehr entgegen. Die Beschaffung von Wohnraum für die Massen an Arbeitern wurde wesentlicher Teil der NS-Propaganda.
Zu den Arbeitsplätzen auf dem Erzberg ging es damals mit dem „Schrägaufzug-Hugo-Stinnes“, der in den Jahren 1924 bis 1965 auch Familien zu ihren Wohnhäusern der Erzbergsiedlungen und Ausflügler zum Berghaus auf 1.220 m Seehöhe – der Endstation der Bahn – brachte. Nach Stilllegung der Bahn wurde die Talstation um ein Stockwerk erhöht, behielt aber ihren urtümlich funktionellen Charakter bei. Seit Beginn des „Abenteuers Erzberg“ im Jahr 1987 ist die Talstation das Empfangsgebäude für Besucher.

Sinnbild für den Erzbergtourismus sind die Abenteuerfahrten mit dem „Hauly“: Ein 860 PS starker, umgebauter Schwerlastkraftwagen mit 55 Tonnen Eigengewicht, der früher 77 Tonnen Gestein in seiner Mulde transportierte, bringt die Besucher ganz nah ans Tagbaugeschehen.