Bezirk Deutschlandsberg

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Vom vlg. "Purrweber" zur Textilhandlung Purr in Groß St. Florian

Schon vor 1900 betrieb Wilhelm Purr eine Handweberei in dem von ihm erworbenen Haus Groß St. Florian Nr. 13. Viele ältere Kunden kannten noch den Vulgonamen „Purrweber“. 1919 eröffnete sein Sohn Kunibert, ein gelernter Kaufmann, gemeinsam mit seiner Ehegattin Sophie eine Gemischtwarenhandlung und legte neben dem Handel mit Lebensmitten, Futtermitteln und Brennstoffen im Jahre 1921 das Schwergewicht seines Angebotes auf Textilien (Meterwaren und Bekleidung).

Frau Cäcilia Marchel, die erste Mitarbeiterin der Firma Purr, wurde fast 100 Jahre alt. Sie fertigte händisch Steppdecken an, die wegen ihrer besonderen Qualität noch bis zum heutigen Tag nicht in Vergessenheit geraten sind. Nach dem Tod von Kunibert Purr im Jahre 1945 baute dessen Gattin gemeinsam mit ihrem Sohn Kuno das Geschäft wieder von Anfang an mühsam und solide auf. Nach mehrmaligem Umbau (Portalumbauten 1949 und 1951) erweiterten sie das Geschäft auf 180 m².

1968 übernahm Reinhold Purr das Textilgeschäft und baute dieses im Lauf der Jahre gemeinsam mit seiner Gattin Helene auf ca. 400 m² modern und übersichtlich aus. Mit der Pensionierung von Reinhold Purr 2004 wurde der Betrieb eingestellt.

Quelle: 60 Jahre Textil-Purr in Groß St. Florian

Sorger – der Salami- und Rohwurstmeister aus Frauental

Die über 100-jährige Unternehmensgeschichte der Sorger Wurst- und Schinkenspezialitäten GmbH – Gasthof Sorger – beginnt mit den beiden aus bäuerlichen Verhältnissen stammenden Eheleuten Georg und Josefa Sorger. Firmengründer Georg Sorger, geboren 1877 in Stammeregg bei Eibiswald, heiratete im Jahre 1901 die ebenfalls in Stammeregg 1880 geborene Josefa Mally.

Der äußerst vielseitige Georg Sorger war ein mit mehreren Berufen vertrauter Mann. Er war Bauer, Dreher und Werksmeister in den Radwerken in Eibiswald, gelernter Tischler und schlussendlich auch noch Fleischhauer und Gastwirt. Seine Ehefrau Josefa hatte zuvor den Beruf einer Hotelköchin im seinerzeit renommierten Grazer Hotel Schimmel-Gollner erlernt.

Georg und Josefa Sorger machten zunächst Station in Schwanberg, wo sie den heutigen Gasthof Totz pachteten, ehe sie sich 1904 am heutigen Standort in Frauental an der Laßnitz niederließen. Bis 1906 führten sie hier das ehemalige Restaurant der k. k. Messingfabrik als Gasthof und später auch als Fleischhauerei. Nach der Schließung der k. k. Messingfabrik erwarb Georg Sorger das leerstehende Gebäude der ehemaligen Drahtzieherei. Damit beginnt 1907 die offizielle Firmengeschichte der Fleischer- und Gastronomenfamilie Sorger. Vor dem Gasthaus befanden sich in der ersten Woche nur ein Tisch, zwei Sessel und ein Fass Wein, da das Gebäude erst renoviert werden musste. 1909 erhielt Georg Sorger die offizielle Bewilligung einer Fleischerei und Selchanlage, die Bewilligung zum Betrieb des Gast- und Schankgewerbes sowie zum Betrieb von Wein- und Mosthandel. Die Fleischermeisterprüfung legte Georg Sorger im Jahre 1912 ab, 1921 wurde ihm von der BH Deutschlandsberg die Legitimation für den Handel mit Fleisch- und Selchwaren an Wiederverkäufer erteilt.

Nach dem Tod des Firmengründers 1932 übernimmt Sohn Ferdinand mit Gattin Franziska den gesamten Betrieb. Als erster Großkunde konnte die Firma Meinl gewonnen werden, in deren Filialen Sulmtaler Krainer, Haussalami, Schinkenwurst und Braunschweiger aus dem Hause Sorger angeboten wurden. Konnte man vor dem Zweiten Weltkrieg noch sechs bis acht Mitarbeiter beschäftigen, waren es in Kriegszeiten nur noch ein Fleischer und eine Köchin. Ferdinand Sorger wurde in der NS-Zeit wegen angeblich illegalen Schlachtens für eineinhalb Jahre in der Karlau inhaftiert. Gleich nach Kriegsende begann er wieder mit der Verarbeitung und Auslieferung von Fleisch- und Wurstwaren.

Anfang der 1950er-Jahre wurden die Bestellungen mit einem Lkw – zwar mit Plane, aber noch ohne Kühlung – ausgeführt. 1952 begann der jetzige Firmenchef Ferdinand Sorger im elterlichen Betrieb als Lehrling, nach einem Volontariat in Niederbayern kehrte er 1958 nach Frauental zurück. Wöchentlich wurden damals 50 bis 60 Schweine und bis zu 8 Rinder geschlachtet, der Betrieb beschäftigte insgesamt 30 Mitarbeiter. Ende der 1950er-/Anfang der 1960er-Jahre zählten ADEG mit Niederlassungen in Bruck, Leoben, Judenburg, Murau, Liezen und Spittal an der Drau sowie sämtliche MEINL-Filialen in Österreich und KONSUM-Märkte in der Steiermark zu den Großhandelspartnern. 1975 übernahm Ferdinand Sorger mit Gattin Gertrude den Betrieb, heute ist auch Sohn Ferdinand Sorger jun. eine wichtige Stütze im erfolgreichen und mehrfach ausgezeichneten steirischen Traditionsunternehmen.

MUS-MAX: Qualität aus Groß St. Florian für Europa

Die Firma MUS-MAX ging aus der Marktschmiede von Groß-St. Florian hervor, die Karl Gutjahr I. 1859 gründete, und dessen Sohn Karl Gutjahr II. von 1885 bis 1919 weiterführte.1920 übernimmt Karl Guß mit seiner Frau Aloisia die Schmiede, die ab 1925 diese zunächst als Witwenbetrieb bis zu ihrer zweiten Ehe mit dem Schmiedemeister Karl Steindl führte. Hunderte Fuhrwägen, Pflüge und Eggen wurden für die Bauern in der Region gefertigt.

Die an Kindes statt aufgenommene Tochter Cäcilia vermählt sich 1952 mit dem Schmiedemeister Erich Urch sen. Die alte Marktschmiede wird allmählich ein Betrieb für Landmaschinenbau und Handel - Gitterräder, Zwillingsfelgen und Anhänger wurden in großen Stückzahlen erzeugt. Die Firma Reform in Wels war hierfür der Generalabnehmer.1967 erwirbt Erich Urch sen. von den Pfarrpfründen in Groß-St.Florian ein Wirtschaftsgebäude, wo eine Werkstätte mit Tankstelle entstand.

1973 ging die Produktionshalle am neuen Standort in Betrieb. Erich Urch jun. heiratete Helene Knapp und führt nun gemeinsam mit seinem Vater den Betrieb. Förderschnecken, Maismühlen, Silofräsen und die gesamte Maisverarbeitung wurden entwickelt und erfolgreich vermarktet.

1975 wurde Marke „MUS-MAX“ kreiert. Dieser setzt sich aus „Mais musen“ und dem Namen des ehemaligen Werksmeister Max Hutter zusammen.

In den folgenden Jahren konnte eine weitere Fertigungshalle mit 800 m² in Betrieb genommen sowie beachtliche Verkaufserfolge in Jugoslawien, Schweiz und der BRD erzielt werden, so dass 1984 bereits 38 Mitarbeiter/innen beschäftigt wurden.

1985 übernahm Erich Urch jun. die Führung der MUS-MAX Urch KG. Für den Vertrieb wurde eine GmbH gegründet und derExport zunächst auf Schweden und Italien ausgeweitet.

1994 wurde die größte Siloanlage Europas mit 4.000 m³ Siloraum und 12.000 Mastschweinen in Tschechien von Groß-St.Florian aus beliefert.

Zu den am europäischen Markt erfolgreichsten Produktionen des Unternehmens in den letzten beiden Jahrzehnten zählen: Flachsilofräsen, Holzhackmaschinen, Katalysatoren und Fermenterschnecken für Biogasanlagen.

Messer und Stahlwaren Friedrich Josef Spat – vormals de Bernardin in Deutschlandsberg

Friedrich Josef Spat erzählte uns freundlicherweise die interessante Geschichte seines kleinen Fachgeschäftes und gab dabei Einblick in seine Produktpalette. Das Warensortiment reicht von hochwertigen Haushalts-, Taschen-, Jagd- und Sammlermessern bis zu Fantasy- und Samurai-Schwertern sowie den beliebten „Schwammerl-Messern“. Auch Maniküre-Sets, Nagel-, Kopf- und Eckzangen, Haut-, Nagel-, Näh- und Haushaltsscheren sowie ein professionelles Gravur- und Schleifservice werden angeboten.

Noch im Alter von 95 Jahren verkaufte hier die Vorbesitzerin Maria de Bernardin selbst Klingen- und Schneidwerkzeuge aller Art. Mangels Nachkommen übertrug sie noch vor ihrem Ableben ihrem Wohnungsnachbarn Friedrich Josef Spat das Geschäft, der die rüstige Unternehmerin schon zuvor jahrelang in seiner Freizeit im Betrieb unterstützt hatte. Der Fortbestand des bereits über 100 Jahre bestehenden Fachgeschäftes war somit gesichert.

Der von Gerhard Fischer verfassten Firmenchronik ist zu entnehmen, dass Anton de Bernardin 1911 bei der Gewerbeabteilung der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg das Gewerbe der Scharfschleiferei angemeldet hat. Er war somit der erste ortsansässige Messer- und Scherenschleifer in Deutschlandsberg. Als typischer Wanderberuf zogen die Scherenschleifer damals üblicherweise mit ihrem Gerät von Haus zu Haus, um ihre Dienste anzubieten.

Anton de Bernardin wurde 1887 als Sohn italienischer Einwanderer in Schaflos bei Köflach geboren. Sein Vater Pietro entstammte einer Glasträger- bzw. Glasbläserfamilie aus San Pietro di Cadore in der Provinz Belluno und kam 1886 in den Raum Voitsberg, um sich in einer der vielen Glasbläsereien zu bewerben.

Nach der Pflichtschule absolvierte Anton de Bernardin bei Schleifermeister Johann Radivo in Tregist von 1901 bis 1905 eine Lehre zum Scheren- und Messerschleifer. Als selbstständiger Scherenschleifer in Deutschlandsberg beantragte Anton de Bernardin auch den notwendigen Gewerbeschein für den Handel mit zur Scharfschleiferei dazugehörigen Artikeln. Seine Werkstatt hatte er zunächst im Hause Schweighofer untergebracht, wo er auch gemeinsam mit anderen Handwerkern in den Hofgebäuden lebte. 1913 heiratete er Aloisia Brun, deren Vater in Unterlaufenegg als Ziegelmacher arbeitete und 1890 ebenfalls aus der Provinz Belluno in die Weststeiermark gekommen war.

Im Jahre 1933 konnte sich Anton de Bernardin mit seinem Betrieb im ehemaligen Rathaus niederlassen und ließ sogleich von Baumeister Carl Pfleger ein Geschäftsportal errichten. In diesem Haus befindet sich noch heute die Firma. Sohn Peter de Bernardin trat in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters und übernahm 1956 das Geschäft. Bis 1974 hatte er sogar die Funktion des Vorsitzenden der Steirischen Meisterprüfungskommission im Messerschmiedehandwerk inne. Nach seinem Tod 1981 führte seine Ehefrau Maria de Bernardin das Geschäft bis ins hohe Alter weiter.

Bei unserer medienhistorischen Spurensuche nach außergewöhnlichen Wirtschaftsgeschichten in der Weststeiermark stach uns am Hauptplatz in Deutschlandsberg sofort das Geschäftsportal von „Messer und Stahlwaren Friedrich Josef Spat – vormals de Bernardin“ ins Auge. Kurz überlegt und schon traten wir ein, um unser Projekt „Landesaufnahme“ vorzustellen.

„Von der Nadel bis zum FASSL, alles gibt’s beim PRASSL“

Bis in die 1950er-Jahre befand sich im Haus Nr. 2 am Deutschlandsberger Hauptplatz eine Gastwirtschaft und eine Bäckerei. Die 1956 geschlossene Bäckerei war überaus bekannt für ihre Spezialitäten wie den „Amerikaner mit Zuckerguss“ oder die großen „Abbazia-Kekse“, erzählt Viktor Praßl.

Die Räumlichkeiten der ehemaligen Bäckerei wurden schließlich in das von Simon Praßl gegründete Kaufhaus integriert. Er hatte 1947 von Maria Kiendl das Miteigentum an der Liegenschaft erworben. Zum Warensortiment im Jahre 1960 zählten Lebensmittel, Eisenwaren, Möbel, Lederwaren (Taschen und Schuhe), Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Heimtextilien, Korbwaren, Nähzubehör, Stoffe, Wolle, Spiel- und Haushaltswaren, Kinderwägen, Gitterbetten sowie Souvenirs aller Art – sogar eine venezianische Gondel mit der Aufschrift „Deutschlandsberg“ wurde angeboten. „Von der Lebensmittelwand bis zur Möbelhallenwand musste man fast 50 Meter zurücklegen“, erinnert sich Viktor Praßl, der von 1982 bis 2003 die Spielwaren- und Haushaltswarenabteilung führte.

Sein Bruder Peter Praßl ist seit 1988 Eigentümer des Geschäftshauses, das er gemeinsam mit Ehefrau Isolde betreibt. In den letzten Jahren wurde das Warensortiment erheblich eingeschränkt, die Wäscheabteilung jedoch erweitert. So liegt heute der Schwerpunkt des Angebots bei Unter- und Nachtwäsche, Strumpfwaren, Bademode, Hüten, Schals, Nähzubehör, Stoffen, Wolle, Garnen, Bändern, Spitzen, Damen- und Herrenbekleidung und Schirmen. Ebenso gibt es eine Änderungsschneiderei für hier gekaufte Kleidungsstücke.

 

Drei Damen machen Druck - Simadruck/Weststeirische Rundschau

2018: Simadruck 117 Jahre – 91 Jahre Weststeirische Rundschau

Er war schon als Jugendlicher nicht nur auf der „Walz“, was damals das mit der Arbeit verbundene Reisen durch andere Länder bedeutete, sondern auch recht ehrgeizig. So kam es, dass der 1870 geborene Kärntner Wilhelm Sima in Bischofteinitz in Böhmen, nahe bei Pilsen, schon in jungen Jahren Mitbesitzer einer Buchdruckerei mit einem Zeitungsverlag wurde.

Mitbesitzer zu sein bedeutete aber schon damals, nicht das alleinige Sagen zu haben, und so waren Mentalitätsunterschiede und vor allem die unterschiedliche nationale Identität Grund dafür, dass er sich auf Drängen seiner Frau in Österreich nach einer eigenen kleinen Druckerei umsah. So wurde schließlich Deutschlandsberg ab dem Jahr 1901 zu seiner Heimat und sollte es bis zu seinem Lebensende – er wurde 91 Jahre alt – bleiben. Deutschlandsberger zu werden hieß Vorstellungsgespräche – „overdressed“ mit Gehrock und Zylinder – zu führen, sich als musischer Mensch in das Vereinsleben zu integrieren usw.

Eine eigene Zeitung herauszugeben, das war aber eine andere Sache. Sie verlangte ab dem Jahr 1927 viel, viel Einsatz, Überzeugungsarbeit und „Fingerspitzengefühl“. Unterstützung gab es natürlich durch aufgeschlossene Freunde, in erster Linie aber durch seine beiden Söhne Wilhelm und Walter, die nach der Mittelschule – wie andere Deutschlandsberger besuchten sie das Gymnasium in Pettau, dann in Melk – den Beruf erlernten und im Betrieb mitarbeiteten. Schwierig war es schon damals, allerdings anders als heute. Die Berichte kamen meist handschriftlich oder auf der Maschine getippt – das blieb übrigens bis in die Zeit der Computer so – montags in die Firma. Hier wurden sie erst – wenn nötig – überarbeitet, um dann den Fließsatz auf einer Bleisetzmaschine wie auf einer Schreibmaschine einzutippen. Zeile für Zeile, und auf der Inseratenseite, wie die großen Titel der Berichte, Buchstabe für Buchstabe! Heute unvorstell- und unbezahlbar!

War es ein Wunder, dass man die Buchdruckerei als „die schwarze Kunst“ bezeichnete? Es war ein „elitärer“ Beruf für Menschen mit Köpfchen, die in ihrer Gewerkschaft gut vertreten waren. Von Haus aus eine niedrigere Arbeitszeit; Mädchen durften den Beruf nicht erlernen, sie konnten nur als sogenannte „Hilfsarbeiterinnen“ die Druckmaschinen bedienen. Blatt für Blatt, WR für WR einlegen usw. Während des Krieges – die jungen Männer waren eingerückt – erschien die Zeitung ohne Unterbrechung Woche für Woche nur in einem wesentlich geringeren Umfang. Da half sogar ein längst pensionierter Setzer aus, der zu Fuß (!) jeden Tag den Weg von Stainz nach Deuschlandsberg und zurück bewältigte.

Es würde den Rahmen des Berichtes sprengen, würde man den Beruf eines Setzers oder Druckers von damals genauer beschreiben. Heute gibt es diese Berufsbezeichnungen nicht mehr. Seit der Computer Einzug gehalten hat, spricht man vom Grafiker, Druckvorstufentechniker und Drucktechniker. Dementsprechend hat sich natürlich auch die Einrichtung einer Druckerei gewandelt. Gab es früher die Setzerei bzw. die Druckerei, beherrschen heute Computer, verschiedenste computergesteuerte Maschinen usw. das Bild eines modernen Betriebes. Und natürlich hat sich auch das Bild des Hauses Simadruck, der „Geburtsstätte“ einer Zeitung wie der Weststeirischen Rundschau oder auch anderer Zeitungen, Bücher, Drucksorten, etc. gewandelt. Von der Straßenseite schwer erkennbar, reiht sich heute ein Arbeitsraum nach dem anderen – mittendrin die „Druckereikatze“ Fred, der sich von den vielen Kunden absolut nicht stören lässt!

Der „Nestor der Buchdruckerkunst“, wie Wilhelm Sima in vielen Berichten über ihn in anderen Zeitungen genannt wurde, hatte in seinem Sohn Walter einen tüchtigen Nachfolger gefunden. Dieser erlebte noch die schwierige Zeit der Umstellung vom Bleisatz auf Offsetdruck, die totale Erneuerung des Maschinenparks zusätzlich zu den Belastungen, die die Herausgabe der Weststeirischen Rundschau mit sich brachte. Schon früh fand er aber Unterstützung durch seine beiden Töchter Waltraud, verheiratete Weisi, und Annemarie, verheiratete Aigner. Trotz des Frauen-Berufsverbotes durfte Annemarie Aigner als „Druckereibesitzerstochter“ als einige der wenigen Mädchen in Österreich den Beruf erlernen.

Junge Frauen als „Chefinnen“ damals – und das in diesem Beruf – das ging so einfach nicht, das konnte damals vor allem die Männerwelt nicht so leicht akzeptieren. Es kam nicht nur einmal vor, dass Firmenfremde erst einmal eine männliche Hilfskraft kontaktierten, ehe sie sich an eine der „weiblichen Wesen“ wandten. Das hat sich mittlerweile natürlich geändert – Frauen sind, auch wenn man es ihnen nicht unbedingt leicht macht, wohin man sieht, im Vormarsch! Auch bei Simadruck firmiert als dritte Frau Mag. Cathrin Truppe, Tochter von Waltraud Weisi, als Geschäftsführerin des Betriebes, die nach Absolvierung eines Studiums auch den Beruf einer Reprotechnikerin erlernte. „Drei Damen machen Druck“ ist übrigens der Titel eines Artikels über die „Weststeirische Rundschau“ im Fachjournal „Der Journalist“, der vor einiger Zeit erschienen ist.

Womit wir noch einen Blick auf den über 90-jährigen Bestand der Weststeirischen Rundschau werfen wollen. In all den Jahren hat sie sich bewähren müssen. Oftmals aufgrund der vielen Gratiszeitungen – viele von ihnen existieren nicht mehr – „totgesagt“, gelang es schließlich doch – allen Unkenrufen zum Trotz – über 90 Jahre zu bestehen. Und das in der Form und Art, wie sie die Leser gewöhnt sind und wie man sie mag! Nicht „inseratenlastig“ mit Unmengen an PR-Artikeln, sondern mit jenen Berichten, die das Geschehen selbst im kleinsten Dorf des Bezirkes schildern. Dank vieler, vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen „Schichten“ und jeden Alters – pro Nummer oft bis zu 70 verschiedene – wurde und wird die Zeitung so zu einem authentischen Zeitdokument des ganzen Bezirkes. Nicht immer war sie jedoch unparteiisch – ein trauriges Kapitel, das nicht verschwiegen werden soll. Wie 21 große und kleine Zeitungsverlage aus der Steiermark und Kärnten wurde sie während des Zweiten Weltkriegs Sprachrohr des damaligen NS-Regimes, konnte so „überleben“ und hatte nach Kriegsende das Glück, dass das Archiv nicht durch die Engländer verbrannt wurde.

Nach einer öffentlichen Entschuldigung der damals Verantwortlichen nach Kriegsende achtete man ab diesem Zeitpunkt peinlichst genau auf eine unparteiische Berichterstattung. Heiteres Detail am Rande: Nach 1945 musste die „erste Nummer“ jeder Ausgabe einige Jahre hindurch jeweils donnerstags bei der Staatsanwaltschaft in Graz abgegeben werden, wo man vorgab, sie zu studieren und das „Okay“ zu geben. Da damals der Bote mit der Zeitung den Zug benutzte, waren die Zeitungen bereits bei der Post bzw. in den Trafiken erhältlich, ehe das eine Exemplar „begutachtet“ werden konnte. Aber Vorschrift war eben Vorschrift ... Die unparteiische Haltung war durch viele, viele Jahre jedoch nicht einfach. Den einen war sie zu ROT, den anderen zu SCHWARZ, wieder anderen zu liberal – was wiederum damit zusammenhing, dass man nicht veröffentlichen konnte, was nicht als Bericht einlangte. Leider hatten diese Unterstellungen oft auch Auswirkungen auf die Drucksortenvergaben.

Mittlerweile schätzen die Leserinnen und Leser – Ausnahmen gibt es immer wieder – das Bemühen um eine breitgestreute, soweit es geht objektive, unparteiische Berichterstattung.

Quelle: Waltraud Weisi und Mag. Cathrin Truppe

Stahl, Kohle, Glas und Porzellan – Fotografien aus der Sammlung Herbert Blatnik

Herbert Blatnik aus Eibiswald – Korrespondent der Historischen Landeskommission für Steiermark und Autor zahlreicher regionalhistorischer Publikationen – hat diese fotografischen Aufnahmen zu den für die Weststeiermark prägenden Industriezweigen aus seiner umfangreichen Sammlung für die „Landesaufnahme II“ zur Verfügung gestellt.

"Gewerbe und Industrie" aus der Fotosammlung Gerhard Fischer

Die Fotosammlung von Dr. Gerhard Fischer zur Deutschlandsberger Gewerbe- und Industriegeschichte umfasst mehrere Tausend Objekte. Die Multimedialen Sammlungen organisierten gemeinsam mit ihm und dem Verein „Inspire thinking“ (Mag.a Edith Zitz) einen wirtschaftshistorischen Stadtrundgang in Deutschlandsberg im Rahmen des Projekts „Landesaufnahme II – Steirische Wirtschaftsgeschichte in medienhistorischen Artefakten seit 1850“.

Glück auf in Pölfing-Brunn! Auf den Spuren der Kumpel

Als am 30. 12. 1975 in Bergla der letzte Hunt gefördert wurde, endete im Wies-Eibiswalder Revier der Kohlebergbau nach 176 Jahren. Die Ära des „braunen Goldes“ hat das Leben der Menschen im Bezirk, insbesondere in der Gemeinde Pölfing-Brunn, maßgeblich geprägt. Vieles hat sich hier seither verändert, einige der im Bergkittel angetretenen Knappen können sich noch gut erinnern, wie es damals war.  Einst fünfgleisig, wird der Bahnhof heute nur mehr eingleisig geführt. Das ehemalige Bahnhofsgebäude wurde in ein Wohnhaus umfunktioniert. Den Haltepunkt für die Züge der GKB nach Graz bzw. Wies-Eibiswald markiert lediglich eine Haltestellentafel.

Seit 1873 fährt hier die Eisenbahn als Flügelbahn zur 1860 eröffneten Strecke Graz–Köflach (Köflacherbahn) von Lieboch über Deutschlandsberg nach Wies (Wieserbahn). 1907 konnte endlich die Sulmtalbahn von Leibnitz nach Pölfing-Brunn eröffnet werden. Sie wurde jedoch 1967 eingestellt, ihre Gleise wurden 1976 abgetragen. Nur noch wenige architektonische Reste weisen auf diese Bahnlinie hin. So blieben die Bahnhofsgebäude in Heimschuh, Fresing und Gleinstätten – heute in Privatbeitz – erhalten. Der Bahndamm sowie kleine Bach- und Wasserdurchlässe sind mancherorts noch zu erkennen. Ein rund 6 km langes Reststück der Sulmtalbahn, von Pölfing-Brunn nach Gleinstätten, wird heute noch bedarfsweise an Werktagen befahren. Zudem führte in Bergbauzeiten von Pölfing-Brunn auch eine Industriebahn nach Schönegg.

Von den einst mächtigen Kohleabbauanlagen, wie dem Hauptschacht in Brunn oder der Kohleverladestation, ist im Ort nichts mehr zu sehen. Wer nicht um die Geschichte von Pölfing-Brunn und seiner Bergbautradition weiß, vermag auch noch vorhandene Anzeichen nur schwer zu deuten.

Um 1797 soll das „Wieser Fölz“ erstmals in Brunn-Schönegg erschürft worden sein. Um 1870 erschloss der böhmische Bergmann Wenzel Radimsky gemeinsam mit seinem Bruder Josef die Glanzkohlegruben in Brunn und baute sie zu einem der modernsten Kohlenbergbaue der Monarchie aus. Es standen zu jener Zeit fünf Schächte mit Teufen von 23 bis 167 Metern in Betrieb.

Ein einschneidendes Ereignis stellte jedenfalls der Einsturz des Hauptschachts am Fronleichnamstag 1897 dar, bei dem der 21-jährige Pumpenwärter Franz Renc, er stammte wie so viele der im Wieser Revier beschäftigten Bergleute aus der ehemaligen Untersteiermark, ums Leben kam. Wäre das Unglück nicht auf einen Feiertag gefallen, hätte es freilich weit mehr Todesopfer gegeben.

Die Ursache lag in der mangelhaften Zimmerung beim Abteufen. Ein geplanter Tiefbauquerschlag zu einer neuen Hauptfördersohle in 192 m Teufe wurde daraufhin verworfen und die Weiterführung der Brunner Schächte infrage gestellt. 1900 hat die GKB die letzte Kohle im Raum Brunn-Schönegg zutage gebracht. In der Zeit der Schönegger Flügelbahn wurden rund 1,5 Millionen Tonnen Kohle transportiert. Mit der Einstellung des Bergbaus in Brunn-Schönegg, mit dem Peter-, Wenzel-, Barbara- und dem Brauchartschacht, wurde auch diese Flügelbahn eingestellt. Weitere bereits aus- und vorgerichtete Abbaufelder blieben unberührt liegen. In Pölfing-Brunn wurde erst wieder 1932 ein Kohlebergbau – in Jagernigg – eröffnet.

Die Knappschaft Pölfing-Bergla hat nicht nur die Geschichte im Wieser Bergrevier umfassend dokumentiert, sondern auch für die hier verunglückten Kumpel eine würdige Gedenkstätte errichtet.

Nach einer Begehung der Halde – eines künstlich aufgeworfenen Hügels, der aus dem ausgeräumten, wertlosen Material (taubes Gestein) besteht –, führte unser Streifzug weiter zum mittlerweile versiegelten Eingang des Hauptstollens sowie zur sogenannten „Kolonie“.

Diese Arbeitersiedlung ließ Bergdirektor Wenzel Radimsky in den Jahren 1871 bis 1873 für die Bergleute und ihre Familien zwischen den beiden Dörfern Pölfing und Brunn in unmittelbarer Nähe zu den Schachtanlagen nach englischem Vorbild erbauen. In jeder Häuserreihe sind fünf oder sieben Koloniehäuser kompakt zusammengeschlossen, jedes Haus verfügt über eine Fläche von 71,5 m². Die Häuser lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Typ A für ledige Arbeiter (26 Häuser), Typ B für verheiratete Arbeiter ohne Kinder (35 Häuser) und Typ C für Arbeiterfamilien mit Kindern (67 Häuser). Jedes Haus verfügte über eine Holzablage und einen Abort im Außenbereich. Zwischen den Häuserreihen errichteten die Bewohner Schrebergärten und Hütten.

Die „Kolonie“ blieb fast 80 Jahre im Eigentum der Bergbauunternehmen, heute befinden sich die Wohneinheiten in Privateigentum. Trotz Modernisierung und baulichen Veränderungen ist der ursprüngliche Charakter der Siedlung gut erhalten geblieben.

In einem der Arbeiterhäuser wurde auch eine provisorische Schule eingerichtet, in welcher die Kinder der Arbeiter unentgeltlich unterrichtet wurden, auch die Schulbücher waren gratis. 1876 erfolgte der Bau einer größeren „Werksschule“, die anfänglich nur Arbeiterkinder besuchen durften. Im Keller der Volksschule Pölfing-Brunn befindet sich heute ein nachgebauter Schaustollen.

Quelle: Erich Wozonig, Pölfing-Brunn – Ortsgeschichte, 1984, Bildungs- und Kulturverein Pölfing-Brunn (Hrsg.)

Streifzug in Pölfing-Brunn

Der Liechtensteinischen Waldbahn auf der Spur

Im Jahre 1920 beauftragte Prinz Franz von und zu Liechtenstein die Wiener Firma „Redlich und Berger“ mit der Planung und Errichtung einer schienengebundenen Holzbringungsanlage in den „Liechtensteinischen Forsten“ im weststeirischen Koralmgebiet. Durch die restriktive Bewirtschaftung war nämlich in den vorangegangen 100 Jahren ein bedeutender Altholzbestand herangewachsen. Diesen zu nutzen und einer möglichst raschen Verarbeitung zuzuführen, sollte die primäre Aufgabe der Waldbahn sein.

Zur Finanzierung des Baues wurde die „Weststeirische Holzverwertungs-AG“ gegründet, eine Kooperation der Familie Liechtenstein und einer Wiener Bank. Voraussetzung für die Genehmigung des Bahnbaues durch das Verkehrsministerium war die Errichtung eines Sägewerks in der Gemeinde Bösenbach, hier fand man über einen Zubringer direkten Anschluss an die GKB (Graz-Köflacher Bahn). Die „Fürst Liechtensteinische Dampfsäge“ verfügte sogar über ein eigenes E-Werk.

Der Bau der Waldbahn durch das „Stille Tal der Laßnitz“ mit zwei Tunnels, acht Holzbrücken, mehreren Durchlässen sowie Stütz- und Futtermauern schritt zügig voran, so dass bereits am 29.01.1923 die offizielle Inbetriebnahme erfolgen konnte. Die sogenannte „Waldbahn I“ hatte eine Spurweite von 760 mm sowie vier Betriebsausweichen mit Wasserstationen und überwand dabei einen Höhenunterschied von 253 m.

Auf den Bau einer weiteren projektierten Bahntrasse musste aufgrund der mittlerweile stark gestiegenen Lohn- und Materialkosten, vor allem wegen der äußerst unwegsamen Geländestruktur im „Betleitengraben“ und wegen der vermehrten Inanspruchnahme fremder Grundstücksflächen verzichtet werden. Um die Randgebiete des 6000 ha großen Forstgebietes, das sich von der Grenze zu Kärnten bis in die mittlere Höhenlage der Koralpe erstreckte, besser zu erreichen, entschloss man sich 1923 zur Errichtung einer 3269,4 m langen Seilbahn. Diese Anlage hatte 36 Stützen und überwand 420 Höhenmeter.

Von der Berg- und Ladestation Kupper im Gemeindegebiet von Osterwitz zweigten zwei Seitenlinien mit einer Spurweite von 600 mm ab. Die zuerst errichtete 8,5 km lange „Bärentallinie“ wies anfangs nur eine geringe Steigung von 2,5 %, ab Glashütten jedoch 5,5 % mit sehr engen Radien auf und führte über 10 größere Brücken. Bei Km 5,0 zweigte noch ein Seitenarm in den „Hütten- und Reihwaldgraben“ ab. Dabei galt es eine Steigung von gar 6 % zu überwinden, weshalb dieser nur im Sommer bei trockenem Wetter befahren werden durfte. Kurz vor Streckenende musste noch ein Felsen mit einer bogenförmigen Hangbrücke umfahren werden - im Volksmund auch „Reihwaldgalarie“ genannt.

Ein Jahr später wurde die zweite Seitelinie – die „Hofbauerlinie“ – in Angriff genommen. Sie kennzeichnete eine kontinuierliche Steigung bis zu ihrem höchsten Punkt auf 1250 m Seehöhe. Ab 1933/34 wurde die Waldbahn auf eine Gesamtlänge von 12,7 km verlängert. Auf der gesamten Streckenführung mussten immer wieder die durch den großen Wasserreichtum tiefen Geländeeinschnitte mit Brückenkonstruktionen überwunden werden.

Beide Seitenarme waren in ihrer Anlage so ausgerichtet, dass sie sowohl tiefer liegende als auch oberhalb der Terrasse gelegene Bestände mit Hilfe transportabler Holzförderanlagen – wie Seilriese und Seilbahnen – abdecken konnten. Sie wurden schließlich in Anwesenheit der fürstlichen Familie, Vertreter der lokalen Politik sowie der umliegenden Bevölkerung feierlich eröffnet.

Nachdem nun die technischen Voraussetzungen gegeben waren, konnte mit dem Abtransport der Blochhölzer in vollem Umfang begonnen werden. Für einen reibungslosen Transportverlauf sorgte eine logistisch perfekte Abstimmung zwischen der Betriebsleitung in Kupper, der Zugmannschaft und der „Lade- und Holzschlägerungspartie. So konnten an Spitzentagen bis zu 180 Festmeter Blochholz von der kombinierten Holzbringungsanlage abtransportiert werden. Das ergab eine durchschnittliche Jahresleistung von 25.000 Festmeter. Diese beindruckende Leistungsbilanz führte dazu, dass die Liechtenstein‘sche Waldbahn auf die Koralpe anlässlich der Generalversammlung des Österreichischen Forstvereines im Juni 1932 in Deutschlandsberg als Exkursionsmittelpunkt ausgewählt wurde.

Die rasante technische Entwicklung auf dem Gebiet der Holzbringung brachte jedoch das Ende der Waldbahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vermehrt LKWs zum Transport eingesetzt, zudem erwarb der nunmehrige Eigentümer des Betriebes, Prinz Alfred von und zu Liechtenstein, aus Beständen der U.S. Army einen Caterpillar.

Mit 27.07.1959 wurde der beschränkt öffentliche Verkehr eingestellt. Die Genehmigung zum Personenverkehr bestand seit 1931. Die Fahrgäste wurden dabei in vier Kategorien mit unterschiedlich hohen Fahrtpreisen eingeteilt. Familienangehörige, Beamte, Ärzte und Betriebsangehörige durften die Waldbahn unentgeltlich befahren.

Bis Mitte 1961 gab es noch unregelmäßig Holztransporte, sofern noch alte Lagerbestände vorhanden waren. Danach wurden die Gleiskörper – von den Endpunkten beginnend -  sukzessive abgebaut. Heute zeugen noch Betonfundamente von Brücken, zugemauerte Tunnelportale, vermorschte Schwellen sowie mit Bäumen und Sträucher überwachsene Gleiskörper von der einst so erfolgreichen Waldbahn.

 

Quellen:

Manfred Feischl, in: Schienenverkehr aktuell 1/2019
Gerhard Fischer, 90 Jahre Fürst Liechtensteinische Waldbahn und Säge

„Stopper-Hosen“ in Wies – vom jüngsten Schneidermeister zum Hosenfabrikanten

Heinrich Stopper, 1946 als 16. Kind der Bauersleute Karl und Antonia Stopper in Wiel bei Wies geboren, kam nach der Pflichtschule 1961 zu Schneidermeister Rath in Eibiswald in die Lehre. Noch während seines Präsenzdienstes absolvierte Heinrich Stopper Kurse und legte im Juni 1966 die Meisterprüfung als Herrenkleidermacher ab. Im Alter von 19 ¾ Jahren war er damals der jüngste Schneidermeister Österreichs.

Nach der Eheschließung mit der Näherin Josefa Kapaun begann er im Dezember 1966 in einem angemieteten Raum das Herrenkleidermachergewerbe. 1968 kaufte sich das Ehepaar einen Baugrund in Wies, wo sie bereits ein Jahr später in ihr neu gebautes Geschäftshaus einziehen konnten. Heinrich Stopper hatte 1986 noch die Damenkleidermachermeisterprüfung nachgeholt, 1970 folgte noch die Kaufmannsgehilfenprüfung.

Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage nach Fertigbekleidung wurde im Jahre 1972 mit der serienmäßigen Hosenerzeugung begonnen. 1974 wurde schließlich die Hosenfabrik auf einem dafür angekauften Grundstück erbaut.

Im Dezember 1980 erhielt die Hosenfabrik Stopper als erster Betrieb in der Steiermark von der gewerblichen Wirtschaft das Recht zur Führung des österreichischen Qualitätszeichens.

Zu dieser Zeit zählte Stopper-Hosen 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 11 Jahre zuvor hatte Heinrich Stopper mit einem Lehrbuben zu arbeiten begonnen.

1983 wurde der Betrieb erheblich vergrößert, in nur dreimonatiger Bauzeit musste die Halle aufgestockt werden. Von nun an beschäftigte die Firma zwischen 85 und 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Tagesproduktion an Hosen betrug in den glorreichen 1970er und 1980er Jahren bis zu 1000 Hosen.

Mitte der 1990er Jahre schlitterte die gesamte heimische Textilindustrie in die Krise und ein Produktionsrückgang folgte.

Noch heute produziert die Firma Stopper mit zwei geringfügig beschäftigten Mitarbeitern erfolgreich Steireranzüge, Hosen, Steirer-Jeans, etc.