Eine wahre „Lärmrevolution“ brachten Beatmusik, E-Gitarre und E-Bass – Lautstärke und Klang spielten eine zentrale Rolle. Lokale Tanzbands und Musikboxen holten diesen neuen Sound auch in die steirischen Wirtshäuser. Doch Instrumente und technisches Equipment waren teuer und teils schwer zu kriegen. Nicht selten wurden deshalb alte Röhrenradios zu Verstärkern umgebaut.
Neben dem Oberen Murtal und Graz war es vor allem die Oststeiermark – Sinabelkirchen, Ilz, Fürstenfeld –, die zum Epizentrum der steirischen Beatmusik wurde. Politische Forderungen blieben allerdings meist aus. Der Widerstand gegen die Disziplinargesellschaft äußerte sich eher in der Umwälzung von Konventionen und in der Abgrenzung zu den Erwachsenen. So zeigte sich die „Revolution im Kleinen“ beispielsweise bei der Haarlänge, die zum Missfallen vieler älterer Erwachsener langsam mindestens auf Kinnhöhe anwuchs.
Der Übergang von heimischen Tanzbands zu reinen Beat- und später Rockbands wie „Music Machine“, „Magic“ oder „Hide & Seek“ war fließend und dauerte bis Ende der 1960er-Jahre. Man sang auf Englisch und lieferte bei Tanzveranstaltungen üblicherweise die Musik für eine ganze Nacht. Kürzere Rockkonzerte, auch mit mehreren Bands, gab es erst ab den späten 1960er-Jahren. Erster Höhepunkt des gemeinsamen Auftretens in der regionalen Szene war das 2-Tages-Woodstock-Imitat „Popendorf“ mit 20 heimischen Bands, u. a. „Mephisto“ oder „Deep Water“, rund 3.000 Besucherinnen und Besuchern und einem riesigen Gendarmerieaufgebot. Als Gastband war die bekannte Wiener Band „Novak’s Kapelle“ engagiert, die nach provokanten Aussagen allerdings fluchtartig Bühne und Gelände verlassen musste.