Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahmen die Alliierten einen großen Teil der Kulturpolitik des Landes und erwiesen sich als eifrige Förderer des Kultur- und Unterhaltungslebens.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahmen die Alliierten einen großen Teil der Kulturpolitik des Landes und erwiesen sich als eifrige Förderer des Kultur- und Unterhaltungslebens.
Bildinformationen
Jazz, während der NS-Zeit als „entartet“ diffamiert, war wieder angesagt und wurde von heimischen Jazzensembles in den britischen Offiziers- und Soldatenclubs, im Radio sowie in Grazer Lokalen live gespielt und interpretiert. Der Zuspruch der Bevölkerung war groß, denn die von den Soldaten mitgebrachten Rhythmen des Jazz und Boogie-Woogie öffneten neue Welten und waren Ausdrucksform eines neuen Lebensgefühls, von Offenheit und Freiheit.
Nach Jazz lief bald Rock ’n’ Roll über den Äther, aber auch Volksmusik war stets Teil des Radioprogramms. So wurden steirische Volksmusikgruppen wie das „Edler Trio“ oder die steirische Meisterjodlerin Gisela Meissenbichler bald überregional bekannt. Das Fernsehen verstärkte diesen Effekt zusätzlich. Die „Kern Buam“ traten ab 1969 regelmäßig in Fernsehsendungen im In- und Ausland auf.
Einen Aufschwung erlebte das Radio auch durch die Rundfunkindustrie, die ab den 1950er-Jahren Koffer- und Transistorradios, sogenannte Portables, auf den Markt brachte. Ab der Mitte der 1950er-Jahre setzte sich außerdem langsam die Vinyl-Schallplatte als Tonträger durch und immer mehr Menschen konnten sich Plattenspieler, UKW-Radios und erste Fernsehgeräte leisten.
Bildinformationen
Jazz wurde bis 1945 in der Steiermark nur sporadisch gespielt. Wenige Fotografien und Veranstaltungsankündigungen weisen auf lokale Jazzensembles hin. Diese verbanden vermutlich Einflüsse von Ragtime und Jazz mit der damals so beliebten Tanzmusik.
Auch wenn es nie ein generelles „Jazzverbot“ gab, blieb Jazz lange auf Aktivitäten im Untergrund beschränkt. Doch Jazz und Swing begannen sich zu verbreiten und Menschen zu begeistern – nicht zuletzt sah man darin ein Zeichen des Widerstandes gegen das NS-Regime.
Nach 1938 geriet der Jazz sehr schnell unter politischen Druck: „Angelsächsisch-jüdische Hot-Musik“ oder „Nigger Jazz“ wurden als „entartet“ bzw. „artfremd“ diffamiert, das Hören ausländischer Radiosender wurde verboten. Damit wurde der aufkeimenden Jazzentwicklung – auch in der Steiermark – ein Ende gesetzt.
Die Liebe zum Jazz wurde bei Walter Koschatzky (1921–2003), dem späteren Kunsthistoriker, Leiter der Neuen Galerie Graz und langjährigen Leiter der Wiener Albertina, in den 1930er-Jahren geweckt. Er hörte diese Musik auf Schallplatten und in amerikanischen Filmen. Bald spielte er Gehörtes selbst am Klavier. Die Kriegsjahre verbrachte Koschatzky als Soldat in Jugoslawien und Griechenland. Beim geheimen Abhören von „Feindsendern“ studierte er den Jazzklang und erarbeitete sich so ein großes Repertoire, das ihm einen entscheidenden Vorsprung bescherte – in einer Musik, die nach Kriegsende erst voll und ganz aufbrach und zu einem Symbol für Freiheit wurde. Nach dem Krieg bekam Koschatzky ein erstes Engagement beim britischen Militärsender am Opernring und es formierte sich die „Kapelle Koschatzky“. Ab April 1946 spielte man zum 5-Uhr-Tee im Studentenhaus in der Leechgasse, danach im desolaten Stadtpark-Café.
Die ersten Engagements fand die Kapelle in britischen Offiziersclubs – meist im Palais Benedek in der Beethovenstraße und im Hotel Wiesler, dem britischen Hauptquartier. Vor allem durch Radioauftritte wurde das Ensemble bekannt. 1946 bis 1949 betreute Koschatzky auch die Sendereihe „Jazz – historisch“. Koschatzky beendete seine Jazz-Karriere 1956 mit der Ernennung zum Direktor der Neuen Galerie.
Bildinformationen
Die britische Besatzung erwies sich als eifriger Förderer des Kultur- und Unterhaltungslebens in Graz. Dies begünstigte auch das Entstehen zahlreicher Jazzensembles. Die stark wachsende Jazzszene nahm aber nicht nur eine Unterhaltungsfunktion wahr, sie setzte sich auch kritisch und objektiv mit Jazz auseinander. In Rundfunksendungen und Volksbildungsinstitutionen wurde Jazz Thema von Diskussionen und Kursen, 1948/49 sowie 1950 wurden zwei Jazzclubs gegründet – wichtige Keimzellen der Grazer Jazzszene. Mit der Teilnahme etlicher Formationen an österreichischen aber auch internationalen Jazz-Wettbewerben bzw. -festivals ab Anfang der 1960er-Jahre wurde ein weiterer wichtiger Schritt zur Profilierung des Jazz in Graz gesetzt. Das „Glawischnig Trio“, das „Josel Trio“ und das „Neuwirth Trio“ waren die zentralen Jazzbands dieser Zeit. 1965 wurde schließlich auf Initiative von Friedrich Körner als Pionierleistung das europaweit erste Institut für Jazz an der damaligen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Graz gegründet.
Die liberale britische Besatzung ermöglichte eine Öffnung für internationale kulturelle Einflüsse. Nach deren Abzug wurde das Klima aber wieder konservativer, was sich auch auf den Jazz in Graz auswirkte. Es fehlte vor allem ein Ort, an dem Jazzmusiker ihren Interessen nachgehen konnten. Doch nicht nur der Jazz war „heimatlos“, auch die Kunst und Literatur. Die Maler Günter Waldorf und Richard Winkler verfolgten die Vision, das desolate und seit Jahren geschlossene Stadtpark-Café als Ausstellungsort und Atelier zu nutzen. Diese Idee zog ihre Kreise: Am 30.10.1958 schlossen sich die Interessenten zur „Aktion Forum Stadtpark“ zusammen. Es gelang, den Abbruchbescheid des Stadtpark-Cafés aufzuheben und eine Begegnungsstätte zu installieren.
Als Zentrum der Avantgarde wurde das Forum Stadtpark am 4.11.1960 eröffnet und sollte nun auch eine wichtige Funktion in der öffentlichen Präsentation sowie in der stilistischen und konzeptionellen Weiterentwicklung des Jazz einnehmen. Schon ab 7.12.1960 wurden die dort abgehaltenen Jam-Sessions zu einer ständigen Einrichtung. Die von Friedrich Körner geleitete „New Austrian Big Band“ vereinte im Forum die Jazzmusiker der Stadt.
Durch das Forum Stadtpark wurde Graz nicht nur zu einem Zentrum der avantgardistischen Literatur, sondern auch des Jazz. Von hier führt eine direkte Linie zur Institutionalisierung des Jazz in Graz auf akademischem Boden.
Gisela Meissenbichler wurde 1906 in Kufstein geboren und übersiedelte 1930 nach Graz. Durch Zufall wurde sie auf der Rinnhofer Hütte auf der Schneealm entdeckt und sang ab 1932 wöchentlich live im Radio ihre Lieder und Jodler. 1936 lernte sie ihren musikalischen Partner Ignaz Gletthofer kennen, mit dem sie 24 Jahre gemeinsam auf der Bühne stehen sollte. Sie sangen im Duett und Gletthofer begleitete Meissenbichlers Bravourjodler auf der Steirischen Harmonika. Von 1949 bis 1951 brachte das Duo 24 Schallplatten heraus – besonders bekannt wurden sie mit dem Erzherzog-Johann-Jodler und dem Scheibenjodler. Zwischen 1946 und 1955 absolvierte das Jodlerduo unzählige Auftritte, viele davon mit dem Humoristen Karl Panzenbeck. Konzertreisen führten sie in die Schweiz, nach Deutschland, Italien und England. 1960 beendeten sie ihre Karriere. Ignaz Gletthofer verstarb 1966 in Mürzzuschlag, die „steirische Meisterjodlerin“ 1998 in Villach.
Die legendäre Volksmusikgruppe aus Langenwang im Mürztal bestand von 1945 bis 1960. Franz Edler (Steirische Harmonika), Hermann Sommer (Klarinette) und Josef Haim (Armeeposaune) spielten auf Hochzeiten, Bällen und Geburtstagen, beim Woazschälen, Maibaumumschneiden oder auf Almkirtagen. Die damals üblichen Live-Radioübertragungen machten sie überregional bekannt. Mit ihrem fein abgestimmten Zusammenspiel und der typischen Stimmaufteilung zwischen Harmonika und Klarinette wurden sie zu richtungsweisenden Vorbildern. Ihr Gruppenname gilt als Synonym für diese Besetzung, die für die steirische Spielpraxis noch immer maßgeblich ist. 1950 nahm das „Edler Trio“ in Wien eine erste Schallplatte auf, 16 weitere Aufnahmen folgten.
Ihren größten Erfolg feierte die Gruppe bei einem internationalen Musikfestival 1957 in Llangollen/Wales mit rund 12.000 Besucherinnen und Besuchern. Hinter den „Oberkrainern“ erreichten sie Platz zwei des Wettbewerbs – es folgte eine Einladung der BBC zu Studioaufnahmen in London.
Bildinformationen
Ende der 1940er-Jahre gründete der Kapellmeister Adolf Kern aus Gradenberg in der Gemeinde Köflach mit Familienmitgliedern die Volksmusikgruppe „Kern Buam“. Beim steirischen Radio-Talentewettbewerb „Zeig, was du kannst!“traten sie 1954 erstmals vor einem größeren Publikum auf und erreichten mit Der Steirische Brauch den ersten Platz. 1956 veröffentlichten sie ihre erste Schallplatte.
Bald nach dem Tod von Adolf Kern 1961 wurden die „Kern Buam“ Berufsmusiker und binnen kurzer Zeit sehr populär: 1965 besuchten in zehn Tagen 150.000 Menschen ihre Konzerte in der Wiener Stadthalle. „Heut Abend spiel’n die Kern Buam auf“(1969) war die erste große ORF-Volksmusiksendung. Es folgten Tourneen in die Schweiz, nach Südtirol, Frankreich, Holland und Deutschland. Mit wechselnder Besetzung spielten die „Kern Buam“ mehr als 5.000 Auftritte in ganz Europa und blieben bis in die 2000er-Jahre eine der erfolgreichsten Volksmusikgruppen Österreichs.