15. Bezirk WETZELSDORF

Wetzelsdorf ist aus mehreren Gründungsdörfern entstanden, die im Laufe der Jahrhunderte verschiedenen Herrschaften gehörten, so etwa dem Benediktinerkloster Admont (St. Martin/Straßgang). 1906 verwaltungsmäßig von Eggenberg abgetrennt, wurde der einen bäuerlich-vorstädtischen Weg beschreitende Ort 1914 eine eigene Gemeinde, 1938 ein Teil von Groß-Graz und 1946 zum eigenen Bezirk.

Gruß aus Wetzelsdorf

Der Verschönerungsverein Wetzelsdorf warb zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Slogan „Beliebte Sommerfrische“.

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„Am Steinberge bei Gratz“

Steinberge gibt es in der Nähe von Graz mehrere, die Ortschaft „Stainperg“ nahe Hitzendorf wird 1293 erstmals genannt.
Die Neutrassierung der Steinbergstraße erfolgte durch die Familie Reininghaus, um Eis von Thal (Teiche beim Schloss Hartl) zur Brauerei transportieren zu können.
St. Johann und Paul
Die landwirtschaftliche Fachschule Grottenhof ist die älteste ihrer Art in Österreich. Vom landwirtschaftlichen Versuchshof (Annenstraße) wurde die Anstalt 1867 hierher,
St. Johann und Paul
in den schon im 14. Jahrhundert erwähnten Edelsitz, verlegt und wird bis heute als solche genützt.
St. Johann und Paul
heute

Blick vom Ölberg über Wetzelsdorf

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Villensiedlung Cottage

In den 1920er-Jahren entstand in der nach dem Wetzelsdorfer Bürgermeister Josef Posch benannten Straße eine Siedlung, die nach britischen Vorbildern als Cottage bezeichnet wurde.

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Straßennamen

Haaräckerstraße
Ein Riedname, hier befanden sich einst Flachsfelder. Haar ist die alte steirische Bezeichnung für Flachs. Auch wenn der Flachs in der Steiermark nicht von besonderer Qualität gewesen sein soll, so war er doch besonders für den ländlichen Raum eine vi
Schererstraße
Die Schriftstellerin Sophie von Scherer (geb. Sockl), geboren 1817 in Wien, gestorben 1876 in Graz, war sozial engagiert. In ihrem bekanntesten Werk „Erfahrungen aus dem Frauenleben“ schrieb sie über Bildung und Erziehung (3 Bde. 1848).
Schererstraße
Foto des Grabmals von Sophie von Scherer auf dem St.-Leonhard- Friedhof
„Die Bosniaken kommen!“
Als ein Ergebnis des Berliner Kongresses (1878) konnte Österreich-Ungarn Bosnien besetzen. Die Soldaten die in der Folge dort requiriert wurden,
„Die Bosniaken kommen!“
galten als Kaiser und Reich treu ergebene. Das 2. Bosnisch-Herzegowinische Infanterieregiment erhielt Graz als Garnison (Dominikanerkaserne, Hummelkaserne
„Die Bosniaken kommen!“
Als fremd wirkende Soldaten (Fez) und Gehilfen der Staatsmacht gegen die damals häufigen politisch rechten und linken Demonstrationen waren die Bosniaken in Graz nicht beliebt.
„Die Bosniaken kommen!“
Als bunte Truppe bei Paraden mit ihrer Militärmusik unter Kapellmeister E. Wagnes („Die Bosniaken kommen“) erfreuten sie sich jedoch der Anerkennung.
„Die Bosniaken kommen!“
1914 zogen auch die Grazer Bosniaken in den Weltkrieg. An sie erinnert unter anderem die Bezeichnung „Bosniakerln“ für ein Roggenbebäck mit Kümmel.
Don-Bosco-Weg
Die Bezeichnung wurde im Zusammenhang mit der nahen Don-Bosco-Kirche gewählt.
Don-Bosco-Weg
Die Grazer Don-Bosco-Kirche (Zum hl. Johannes Bosco) wurde 1935 als Notkirche geweiht und entstand aus dem Pulverturm und dem Pferdegeschirrmagazin auf der ehemals aerarischen Liegenschaft.

Die Schändung der Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof

„Das Judentum“ bildete in der NS-Ideologie das zentrale Feind-Stereotyp, das  „Urübel“ unter anderem von Demokratie und Parlamentarismus. Die NS-Propaganda griff auf jahrhundertealte Wurzeln des Antisemitismus zurück (Christusmörder….) und erklärte den  Judenhass zum Unterrichtsprinzip.“

In der propagandistisch als „Reichskristallnacht“ (9./10. November 1938) bezeichneten Aktion im ganzen Land zerstörten NS-Horden auch die Zeremonienhalle auf dem jüdischen Friedhof in Wetzelsdorf.

Die Pogromnacht bereitete den Boden für die wirtschaftliche und physische Vernichtung der Juden auf!

Die zerstörte Zeremonienhalle

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„Juden in der Ostmark“

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„Ohne Lösung der Judenfrage, keine Erlösung der Menschheit“

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Straßgangerstraße/Ekkehard-Hauer-Straße

Für Arbeiter aus Südosteuropa und Umsiedler entstanden 1942 in Wetzelsdorf 30 Holzhäuser mit 120 Wohnungen.

„Als Wohnung … für unsere deutschen Volksgenossen ungeeignet, nur dem ausländische Arbeiter kann gerade noch zugemutet werden, dort zu wohnen.“

Aus dem Protokoll der Grazer Ratssitzung vom 13. November 1942

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Feliferhof. Morden bis zur letzten Stunde

Der Militärschießplatz Feliferhof war während der NS-Zeit von 1941 bis 1945 Hinrichtungsstätte für Militärangehörige. In den letzten Wochen vor Kriegsende  (Mai 1945) wurden hier als abscheulicher Ausdruck des fanatischen Vernichtungswillen der Nationalsozialisten Widerstandskämpfer, Partisanen, sowjetische Kriegsgefangene, Fallschirmspringer, abgeschossene US-Piloten, ungarische Juden u.a. ermordet und in einem Massengrab verscharrt.

Im Nachkriegsösterreich wurde diese Gräueltat verdrängt. Die Österreichische Liga für Menschenrechte in Graz mit dem ehemaligen Bundesheeroberst Manfred Oswald und dem Historiker Ernst Logar ist es zu verdanken, dass 1980 eine Gedenktafel am Feliferhof aufgestellt wurde. 1983 zerstörten sie Rechtsextreme! Die Täter, darunter ein FPÖ-Gemeinderat, wurden verurteilt.

Das Projekt „Die Gänse vom Feliferhof“ der international renommierten Künstler Ester und Jochen Gerz wurde 1991 vom Bundesministerium für Landesverteidigung abgelehnt. Im Jahr 2000 wurde als „unzulänglicher ‚Ersatz‘“ (Wolfgang Neugebauer) ein Gedenkstein und ein Kreuz gesetzt.

Hans Janeschitz, „,Felieferhof‘. Ein Bericht über die amtlichen Untersuchungen der Massenmorde in der Schießstätte Felieferhof. Zusammengestellt mit Originalaufnahmen“

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Inschrift „Hütet Freiheit und Frieden …“

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Inschrift „Hütet Freiheit und Frieden …“

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Walter Titz, „Zartes Pflänzlein. Ein Projekt zur Vergangenheitsbewältigung scheitert an sehr gegenwärtigen Animositäten“

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Ein Bau – drei Höfe

Das Sanatorium Schweizerhof beherbergte über Jahrzehnte ein Sanatorium für Nervenkranke. 1932 eröffneten hier die Grazer Dominikaner einen Konvent für ihre Seminaristren. Ab 1938 Altersheim, ging das Objekt nach dem zweiten Weltkrieg an die Raiffeisenzentralbank über. Schließlich wurde der Raiffeisenhof zum Steiermarkhof, dem Bildungs- und Kulturzentrum im Westen von Graz. Der Grazer Maler Günter Waldorf ist einer von vielen bildenden Künstlern, deren Werk hier durch eine Ausstellung gewürdigt wurde.

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Stadtrandfunktionen und –siedlungen prägen den Bezirk. Einfamilienhäuser überwiegen, dazwischen neue Siedlungsplätze. Im Vordergrund ist das Areal der Belgierkaserne zu sehen.

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