Die Steiermark – verkündet eine österreichische Tageszeitung stolz – ist auf jeden Fall ein gesegnetes Land, wenn es um Bäder, Teiche und Seen geht. Hier kann die Wahl „Wohin an einem heißen Sommertag?“ wirklich fast zur Qual werden, so umfassend ist das Angebot. Wer nicht südliche Regionen aufsuchen möchte, der hat auch hier einiges zu genießen: Das Gute liegt nämlich durchaus nah, wie die „Kronen Zeitung“ am 5. Juni 1987 jubiliert.
Offenbar hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan, denn in den 1950er-Jahren klagt das „Steirerblatt“ noch, dass es in der Steiermark nur 76 Freibäder gibt und ein Hallenbad für internationale Schwimmbewerbe überhaupt fehlt. Dabei sind die Steirer/innen durchaus für den Schwimmsport zu begeistern: In den 1920er-Jahren können die steirischen Schwimmer sogar den Wienern den Rang ablaufen.
Die Zwischenkriegszeit ist die erste Boomzeit für den Freibadbau. Nicht nur im großstädtischen Bereich, sondern auch in kleineren Orten wird fleißig gebaut.
So wie im Kurort Aflenz. Das Bad stammt aus dem Jahr 1925. Es wurde im Auftrag der Kurverwaltung bzw. Kurkommission gebaut und befand sich in etwa an der Stelle des heutigen Bades.
Auch die Gemeinde Neumarkt erhält ihr Freibad in der Zwischenkriegszeit. Während des 2. Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit erleidet das Bad allerdings erhebliche Schäden und wird deshalb auf Anstoß des örtlichen Schwimmvereins im Jahr 1950 völlig renoviert und am 2. Juli wiedereröffnet. 15.000 Schilling werden von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, alle Mehrkosten werden von Schwimmverein, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert, getragen. Tatkräftig unterstützt wird der Verein von der Neumarkter Bevölkerung und von ortansässigen Betrieben, die nicht nur Geld und Sachspenden, sondern auch Arbeitszeit spenden.
1971 ist das 20 Jahre alte Bad jedoch nicht mehr zeitgemäß und wird durch einen Neubau ersetzt. Damit soll nicht nur dem Fremdenverkehr Rechnung getragen werden, sondern vor allem die Freizeit der Bewohnerinnen und Bewohner von Neumarkt eine Bereicherung erfahren.
Im Gegensatz zu den eben genannten, können andere bereits auf eine längere Geschichte zurückblicken wir das „Hietlbad“ in Deutschlandsberg, das bereits 1907 eröffnet wird und heute noch besteht. Ursprünglich heißt das Bad „Hüttelbad“ nach seinem ersten Bademeister Lorenz Hüttel. Der Dialekt macht schließlich Hietlbad daraus.
In den Anfängen wird natürlich auch im Hietelbad nach Geschlechtern getrennt gebadet. Bereits nach 3 Jahren wird diese Gebot jedoch aufgehoben und zwei Stunden Familienbaden gestattet. Der liberale Zugang scheint nicht von allen Deutschlandsbergern und Deutschlandsbergerinnen geteilt zu werden. Noch 1917 gibt es Klagen darüber, dass die Badezeiten nicht eingehalten werden. Als Folge wird Bademeister Hüttel angewiesen „das gemeinsame Baden der Geschlechter während der für Damen angesetzten Stunden unter persönlicher Verantwortung hintanzuhalten“
Ab der Mitte der 1950er wird in der Steiermark erneut rege an der Anlage neuer Freibäder gebaut. „Herrliches Freibad in Weiz eröffnet“ titelt beispielsweise die Neue Zeit enthusiastisch am 15.8.1954 und preist die Anlage gleich als eine der größten und schönsten in der Steiermark. Kinder und Erwachsene scheinen gleichermaßen froh jetzt wieder ein Schwimmbad zu haben – musste das alte aus dem Jahr 1884 doch einer Erweiterung der Elin weichen.
Das Wasser ist am Eröffnungstag erfrischen kalt, was Kinder und Jugendliche aber nicht davon abhält das neue Bad einzuweihen. Ältere Semester lassen da schon lieber noch einige Zeit verstreichen und die Anlage zum Vorwärmen des Wassers arbeiten.
Das Schwimmbad in St. Radgeund ist eines der schönsten Alpenbäder und besticht vor allem durch sein wunderbares Panorama, schwärmt die Südost Tagespost anlässlich der Saisoneröffnung des Bades am 30. Juni 1956. An klaren Tagen, versichert der anonyme Autor oder die anonyme Autorin, sieht man vom Bad aus bis zur Riegerburg.
Aber nicht nur die Aussicht wird gepriesen. Den Ort umgibt eine Ruhe, die sich dem Besucher sofort mitteilt. Kastanienbäume beschatten die Liegepritschen und das gesunde Schöckel-Lüfterl machen den Aufenthalt schön und erholsam. Was will man mehr?
Als im Jahr 1959 mit der Errichtung des Motels in Bad Aussee begonnen wird, muss das alte Schwimmbad der Gemeinde einen Teil seiner Fläche abtreten. Dafür bekommen die Bad Ausseerinnen und Bad Ausseer jedoch ein rundum erneuertes Bad, dessen Wasserfläche bis an die Fenster des dem Motel angeschlossenen Restaurants reichen soll.
Neugierde bei zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern weckt wohl die Schilderung, welche „Der Ennstaler“ in seiner Ausgabe vom 9.10.1959 vom Neubau und dem geplanten Lichtkonzept gibt: „Die Badebeckeninnenwand wird mit einer Spezialhaut ausgekleidet, damit das Wasser einen ansprechenden Eindruck macht. Auch wird beabsichtigt, die Wasserfläche (…) von oben mittels grünlich gefärbter Quecksilberdampflampen anzustrahlen.“
Neben dem inszenatorischen Attraktor hat das neue Bad auch mit zusätzlichen Komfort wie vorgewärmtem Wasser, das ein bis zweimal pro Woche gänzlich ausgewechselt wird, aufzuwarten.