Das Dilemma des Siegmund von Dietrichstein
Ob Standesschranken oder Landesgrenzen: Der neue Glaube scheint unaufhaltsam. Entscheidendes Dokument ist die „Augsburger Konfession“ (Confessio Augustana), die auf dem Augsburger Reichstag 1530 vorgelegt wird. Sie ist nicht nur theologische Grundlage, sondern auch reichspolitisches Fundament des Luthertums – und eine Herausforderung für Karl V., den katholischen Kaiser, der eine starke Opposition von Reichsfürsten nicht mehr ignorieren kann.
Die Botschaft der lutherischen Prediger, der „Prädikanten“, seien sie gelehrt oder ungelehrt, wirkt: Auch in der Steiermark gehen weite Teile der steirischen Bevölkerung ins protestantische Lager über: Bürger, Bauern und Bergknappen.
Aber auch die adelige Elite bekennt sich zur neuen Lehre. Ihre Harnische spiegeln die protestantische Frömmigkeit wider, die keinem Schutzheiligen oder Namenspatron mehr gilt, sondern Christus allein. Glaubensfreiheit ist für den Adel Privileg, das aber auf ein Hindernis stößt, nämlich auf die angestammte Treue zum katholisch gebliebenen Lehnsherrn, ein tragender Pfeiler der mittelalterlichen Sozialordnung. Ein echtes Dilemma für eine Schicht, die ebenso traditionsverbunden wie auf persönliche Unabhängigkeit bedacht ist.