Die Residenz der Frühen Neuzeit ist nicht nur Wohnstätte des Herrschers und damit Schauplatz eines repräsentativen Hoflebens. Sie ist zugleich Sitz der Verwaltung. Die Neuzeit bringt ein neues Verständnis von Herrschaft und führt zu einer Ausdifferenzierung der Bürokratie. Von nun an gilt es, für den Herrscher nicht mehr nur das Schwert, sondern auch die Feder zu führen. Schon im Spätmittelalter tritt neben den waffenkundigen Ritter eine neue Elite. Sie ist schrift- und rechtskundig, eine Vorform des modernen Beamtenstaates. Solche Stellen werden für entsprechend Begabte zusehends attraktiv. Die Bedeutung der Verwaltung findet in der Burg räumlich ihren Niederschlag, etwa im „Registraturtrakt“, der im späten 16. Jahrhundert errichtet wird.
Aber nicht nur Juristen und Schreiber finden Verwendung. Unentbehrlich sind auch Dienstleistungen auf den Gebieten der Sicherheit, Logistik und Nachrichtenübermittlung: Trabanten, Stallpersonal und Boten. So tritt der Hof in eine neue Rolle: Er wird zu einem Arbeitgeber und zum Arbeitsplatz für viele.
Unter Maria Theresia wird die Verwaltung zentralisiert, die Grazer Hofkammer aufgelöst. Das reformierte „Gubernium“ verbleibt. Aus der Residenz ist längst ein Amtsgebäude geworden.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entsprechen viele Räume nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Der Westflügel wird komplett niedergelegt. Doch führt das gewachsene historische Bewusstsein der bürgerlichen Epoche dazu, dass wenigstens Fragmente von Bau und Ausstattung geborgen werden.