Eine poetische Feldarbeit
Natur und Kunst, Natur und Skulptur sowie Kunst und Leben – das sind die Spannungsfelder, in denen sich Lois Weinberger seit den 1970er-Jahren bewegt. Der Künstler beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Natur und Zivilisation und schuf als ein Wegbereiter der Debatte rund um die Beziehung zwischen Kultur und Natur ein poetisch-politisches Netzwerk. Das zwischen den beiden Bereichen von Kunst und Natur des Joanneumsviertels platzierte Werk Wild Cage – Ruderalgarten – eine poetische Feldarbeit, 1991/2013, bestätigt Weinbergers Interesse am Einfachen, dem „Ruderalen“ – also dem Wilden, Kunstlosen und an den Wegrändern Gedeihenden – bei gleichzeitig explizitem Kunstanspruch. Eine unbearbeitete, leicht nach unten gewölbte Erdfläche erscheint eingefriedet – auf ihr entsteht Leben, das in dieser Erde keimt oder sich durch Samen- oder Vogelflug entwickelt, in jedem Fall aber als Spontanvegetation ohne menschliches Zutun. Diese Fläche gleicht einem Naturschutzgebiet im Zentrum der Stadt. In bewusstem Unbehandelt-Lassen eines Ausschnitts im urbanen Bereich definiert Weinberger diese Stelle als besonders schützenswert, als Überraschungsplattform, als Ort der Erkenntnis darüber, was Aus- und Eingrenzung, was Selbstdefinition, was Geheimnisenthüllung im reglementierten, geordneten und verordneten Umraum bedeutet. Das Nichteingreifen sowie das Zulassen, Beobachten und Wertschätzen des vom Künstler geschaffenen Freiraums, in dem sich die eigentliche Skulptur entwickeln kann, lässt uns die Genese der Arbeit sukzessive miterleben. „Die Arbeit erzeugt ein intensives, pures, elementares Bild, in dem sich Natur und Kunst auf ein symbiotisches Verhältnis einlassen und das in Bezug zum Ort, dem Universalmuseum Joanneum, steht“, sagt Lois Weinberger. - Elisabeth Fiedler
Standort:
Joanneumsviertel, 8010 Graz
47°04'08.5"N 15°26'14.8"E