In den letzten Jahren haben Astarti Athanasiadou und Stéphane Verlet Bottéro gemeinsam an einer künstlerischen Auseinandersetzung und Neubewertung der Aufführungspraxis Body Weather gearbeitet.
Body Weather ist eine wenig bekannte Performance Praxis, die vom japanischen Tänzer und Choreographen Min Tanaka in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Sie basiert auf der ‚Butoh-Philosophie‘ und japanischen sowie westlichen Aufführungspraktiken, ist aber auch stark vom ländlichen Kontext und der Arbeit auf dem Bauernhof geprägt: Tanaka und seine Tanzkompanie Maijuku entwickelten Body Weather auf einem Bauernhof, auf dem sie ab 1985 lebten und arbeiteten, und bevölkerten das verlassene Dorf Hakushu, das vier Stunden westlich von Tokio liegt.
Body Weather ist nicht nur eine intensive und herausfordernde Trainingsmethode, sondern eine Bewegungsideologie, die Training, Tanz und tägliches Leben miteinander verbindet. Der Körper wird dabei „als Naturgewalt aufgefasst: omnizentrisch, antihierarchisch und akut empfindlich gegenüber äußeren Reizen“. (Z. Fuller, 2014) Anstatt etwas auf eine eigene persönliche Art und Weise zu tun, strebt diese Praxis an, stärker auf den Ort zu hören, von ihm zu lernen und sich von diesem bewegen zu lassen. Insofern ist sie mit der Landwirtschaft vergleichbar, ihrer bewussten Wahrnehmung des Raumes und den ortsspezifischen Reizen, die der in der Landwirtschaft arbeitende Körper erhält. In Hakushu waren Leben, Landwirtschaft und Performance nicht voneinander getrennt – Jäten, Ernten, Pflügen und Säen waren integraler Bestandteil der Tanzperformance.
Als transdisziplinäre Praxis an der Schnittstelle sozial engagierter Kunst, ökologischer Arbeit, Performancetraining und Choreografie, hat sich die Zusammenarbeit der beiden Künstler*innen Athanasiadou und Bottéro in den letzten Jahren zu Workshops, Performances und Laboren in ländlichen und landwirtschaftlich geprägten Orten Europas entwickelt. Dabei setzen sie sich mit der Artenvielfalt, dem Bodenleben, dem Anbau und der Viehhaltung auseinander.
Was passiert wenn der Bauernhof zum Tanzstudio wird?
Das Künstler*innenduo errichtete am Hof von Konrad Liebchen, der im Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen liegt und auf dem bedrohte heimische Nutztierarten wie Murbodner Rinder, Noriker Pferde und Krainer Steinschafe gezüchtet werden ein temporäres Labor: eine kleine Gruppe von vier Performern kreierte über den Zeitraum von zwei Wochen gemeinsam mit Astarti Athanasiadou & Stéphane Verlet Bottéro, eine tänzerische Performance, in die sie Bewegungsexperimente, in die In-situ-Erkundungen und aktive Mitarbeit bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten am Hof einfließen ließen. Die tatsächliche „Feldarbeit“ ermöglicht über marginalisierte Praktiken und kapitalistische Prozesse in Kunst und Landwirtschaft zu reflektieren.
Das Ergebnis des Tanz-Forschungslabors wurde am 2. September um 15 Uhr am Biobauernhof Moar in Graslupp der Öffentlichkeit präsentiert. Danach sprach Elisabeth Fiedler (Kunst im öffentlichen Raum Steiermark) mit Astarti Athanasiadou, Stéphane Verlet Bottéro und dem Landwirt Konrad Liebchen über ihre Erfahrungen im Projekt OFFENE FELDER.
Mit: Astarti Athanasiadou, Stéphane Verlet Bottéro, Nicolas Gabriel, Sophie Krier, Antti Juho Matias Uimonen und Tiia Tuulia Veneranta.