Im Rahmen der 8. Wasser Biennale 2023/24 entstand die Soundinstallation Silence of the Many von Alfred Lenz, welche nun für die Augustini-Festtage (08.–25. August) noch einmal erlebbar wird.
Milan Kundera bezeichnete in seinem Buch Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins die Kanalisation als „Venedig der Scheiße“: „In modernen Badezimmern wachsen die Klosettbecken wie die weißen Blüten der Seerosen aus dem Boden. Der Architekt tut alles, um dem Körper sein Elend vergessen zu lassen, und man weiß nicht, was mit den Abfällen aus den Eingeweiden geschieht, wenn das Wasser aus dem Reservoir rauschend darüber zusammenschlägt. Obwohl die Röhren der Kanalisation mit ihren Fangarmen bis in unsere Wohnungen reichen, sind sie sorgfältig vor unseren Blicken verborgen, und wir wissen nicht vom unsichtbaren Venedig der Scheiße, über dem unsere Badezimmer, unsere Schlafzimmer, unsere Tanzsäle und unsere Parlamente gebaut sind. Die Toilette - der Körper, der auf diesem erweiterten Ende eines Abwasserrohrs sitzt.“ Folgen wir Kunderas „Ausführungen“, tritt das Herz dieses unterirdischen Kanalgeflechts als umgekehrter Stadtraum an die Oberfläche.
Unser Blick richtet sich auf die Architektur der Kläranlage, welche ohne ästhetischen Willen geplant und ausgeführt wurde. Die ehemalige Kläranlage, seit 27 Jahren als Regenwasserauffangbecken genutzt, wird durch Alfred Lenz’ Installation zu einem Klangkörper, der als Gefäß neuem Inhalt Raum gibt.
Ein Gummischlauch mit einem Durchmesser von zwei Metern hält eine sternförmige Holzkonstruktion zusammen, auf der unzählige Schlagzeugbecken mit unterschiedlichsten Klangcharakteristiken lose auf Gummiseilen montiert sind. Im Inneren der Konstruktion befindet sich ein elektronisch gesteuerter Vibrationsgenerator, der das Objekt in einen Schwingungszustand versetzt. Die Vielzahl der resonierenden Becken wird zu einem Chor, zu einer untrennbaren Einheit. Die Wasseroberfläche wird zu einer Membran und die Architektur zum Resonanz- und Reflexionskörper. Die sich ausbreitenden Schallwellen werden an der Wasseroberfläche sichtbar.
Der Klang der Becken könnte in intensivierter Weise und auf einen Augenblick begrenzt als jene Geräuschkulisse gelesen werden, die durch Erosion über Jahrtausende hinweg das Gelände geformt hat.
Lenz/Pedrotti