Im Jahr 2024 wurde die dreiteilige Skulptur des Kunstraums L201 in eine neue Struktur umgewandelt.
Die straßenzugewandte Seite der permanent installierten Gitterwand-Konstruktion wurde auch 2024 ganzjährig von Künstler*innen mit Transparenten bespielt. Die beiden seitlich davor angebrachten Gitterwände wurden für Care an die Hinterseite des Wohnhauses verlagert, zu einer Art „offenem Haus“ arrangiert und zu einem Unterstand für landwirtschaftliche Tiere umfunktioniert. In direkter Blickrichtung zur Straße positioniert, nimmt die im Vorjahr für L201 gebaute Tribüne von Hans Schabus neuen Raum ein.
Das Erdreich vor der Tribüne gestaltete die Künstlerin Gabriele Sturm um. Sie hielt sich im Laufe des Jahres immer wieder vor Ort auf, um Analysen der Vegetation zu machen und in Absprache mit den Anwohner*innen zu arbeiten. Hier entstand ungebändigte Vegetation – die vegetativen Lebewesen durften entstehen, sich entfalten und bilden gleichzeitig eine Bühne für Performances, Konzerte und andere Aktionen. Auch die Fläche unter der Tribüne wurde auf diese Weise bereichert. Die dort lebenden Pflanzen und Insekten waren damit selbst Teil des Spektakels – eines Spektakels, das nicht spektakulär auftrat, sondern in kaum hörbaren Tönen, feinen Schattierungen und Formen. Durch die beiden vegetativen Flächen entstand ein visueller und inhaltlicher Zusammenhang zwischen Bühne und Tribüne, sie teilten sich den Raum mit den Performer*innen wie den Betrachter*innen. Das Zulassen autarker Natur durch simples Nicht-Eingreifen wurde der Erhaltung von bereits vom Menschen kultivierten Habitaten, die ohne externe Pflege nicht mehr überlebensfähig wären, gegenübergestellt.
Auf der anderen Seite des Grundstückes entstand ein Unterstand, der zehn Tage lang landwirtschaftliche Nutztiere beherbergte. Der Ort wurde zu ihrem Lebensraum und die Wiese des Einfamilienhauses zu ihrer Nahrungsgrundlage. Der Künstler Lukas Weithas, der viele Jahre als Senner auf einer Schweizer Alm verbrachte, kümmerte sich während des gesamten Zeitraums um die Tiere. Zudem realisierte er gemeinsam mit Alfred Lenz Objekte wie eine Tränke oder Futterkrippe, die einerseits skulptural andererseits aber auch funktional waren.
Tiere eines Bauernhofs wurden fast wie durch eine Zeitmaschine auf den Grund eines Einfamilienhauses verfrachtet. Anstatt sich der Gesellschaft zu entziehen, fand Care in deren Mitte statt. Mit leichten Verschiebungen und beinahe ohne Distanz wurde eine Situation inmitten der Wirklichkeit erzeugt. Dadurch wurden alternative Betrachtungsweisen ermöglicht sowie Abhängigkeitsverhältnisse und Nutzungsbedingungen von Mensch, Umwelt, Natur und Kultur anders und neu hinterfragt.
Im Rahmen der Eröffnung gab es ein Konzert von Kurt Strohmeier und eine Performance von Jung An Tagen.